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Ewald M. Hall
kirch und Pfirt den elsässischen Sundgau, biegt nach dem schweizerischen
Laufen Richtung Bieler See ab, teilt die Stadt Freiburg im Uechtland in
zwei Hälften und überquert bei Leuk das hintere Rhonetal. Im Osten bildet
ab Donauwörth der Lech die Grenze zum Bairischen, die sich über den
österreichischen Arlbergpaß bis zum Silvrettamassiv hinstreckt. Alemannisch
wird also in einem zusammenhängenden Gebiet gesprochen, das sich
über Teile von sechs Ländern (Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Österreich
, Italien und Frankreich) erstreckt, ganz abgesehen von den alemannischen
Sprachinseln in Osteuropa (KDA 20). An welchen kleineren Mundartlandschaften
innerhalb dieses riesigen Gebietes haben nun aber die verschiedenen
Dialekte des Schwarzwaldes Anteil?
Das Gesamtalemannische wird von den Dialektologen fast einheitlich in
drei große Mundartlandschaften eingeteilt: das Schwäbische, das Südalemannische
und das Gebiet, das zwischen diesen beiden Dialektlandschaften
liegt (KDA 10, 11, 12). Dieses Zwischengebiet ist in den bisherigen
Einteilungsversuchen der alemannischen Mundarten mit den unterschiedlichsten
Bezeichnungen belegt worden: Otto Behagel (1898), Friedrich
Wrede (1903), der bereits genannte Karl Bohnenberger (1905 bis 1953)
und Leo Jutz (1931) bezeichnen diesen Zwischenstreifen als Niederalemannisch
. Der Gründer des Badischen Wörterbuchs, Ernst Ochs, benennt
den breiten Übergangsstreifen zwischen dem Schwäbischen und dem
Südalemannischen als Mittelalemannisch, wobei er die Baar-, Hegau-
und nördlichen Bodenseemundarten dem östlichen Mittelalemannischen,
die Mundarten des Schwarzwaldes, des Breisgaus und der Ortenau dem
westlichen Mittelalemannischen zurechnet. In der Gliederung von Friedrich
Maurer (1942, 1965) wird das Oberrheinische vom Schwäbischen
durch die sogenannte Schwarzwaldschranke getrennt. Das Südalemannische
wird seinerseits vom Oberrheinischen und Schwäbischen durch die
bis zu 50 Kilometer breit gefächerte schwäbisch-südalemannische Übergangszone
, die sogenannte Sundgau-Bodensee-Schranke, geschieden, wobei
einzelne Isoglossen von der Schwarzwaldschranke in die Sundgau-
Bodensee-Schranke übergehen können. In der jüngsten Einteilung der alemannischen
Mundarten benennt Hugo Steger (1983) dieses weitgespannte
Übergangsgebiet als Bodensee-Alemannisch, während die Mundarten des
mittleren und nördlichen Schwarzwaldes, des Breisgaus und der Ortenau
dem Oberrhein-Alemannischen zugerechnet werden.
Wie Karte 1 zeigt, hat der Schwarzwald demnach Anteil am Südalemannischen
(Südschwarzwald), am Oberrhein-Alemannischen (Mittlerer
Schwarzwald, Nördlicher Talschwarzwald, Grindenschwarzwald), im
Nordwesten am Schwäbischen (Schwarzwald-Randplatten, Enzhöhen) und
im äußersten Nordwesten noch am schwäbisch-fränkischen Übergangsbereich
(Übergangslandschaft zwischen nördlichen Enzhöhen, Schwarzwald-
Randplatten und Kraichgau). Das Südfränkische reicht von Karlsruhe über
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