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Das Dorfbuch von Oberachern
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regelt war. Ortsoberhaupt war der auf ein Jahr gewählte Heimburger (im
Jahre 1584 als „Burenmeister" und 1596 als „Burgermeister" bezeichnet),
welcher die ökonomische Verwaltung des Dorfes innehatte, über eine gewisse
Polizeigewalt verfügte und Vorsitzender des Bauern- oder Gemeindezwölfers
(auch Dorf-, Bauerngericht) war. Im Gegensatz zu dem
Kappelrodecker Dorfgericht13 steht aber in der Dorfordnung kein Hinweis
auf eine festgelegte Sitzverteilung (z.B. eine best. Anzahl von Sitzen der
Landesherrschaft oder dem Besitzer des Wasserschlosses). Niedrige Ge-
meinde-/Dorfbedienstete waren schließlich der Bannwart (Bangert) und
zwei Feldschauer. Beide waren dem Heimburger unterstellt. Mit dem Gewicht
und der Beschaffenheit der Marktwaren beschäftigten sich die Brot-
und Fleischschauer. Weil damals kirchliche und politische Gemeinde eine
Einheit bildeten, wurden an Weihnachten auch die Kirchenrüger und evtl.
auch die beiden Mesner für die Stefans- und Johanneskirche bestellt.
Wirtschaftlich war die Gemeinde bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts
vom Hanfbau geprägt. Lebensader des wirtschaftlichen Lebens war zweifellos
der Mühlbach, an welchem sich im letzten Jahrhundert viele Wasserwerke
wie Mahlmühlen, Papiermühlen oder Hanfplaueln befanden, was
sich letztendlich auch im Dorfbuch niedergeschlagen hat. Der eigentliche
Ursprung des Mühlbaches ist aber wahrscheinlich der ehemalige Schloßbach
, welcher sich aus den vielen starken Quellen der Muhrmatten bildete
und den Wassergraben des Schlosses speiste. Im Laufe der Jahrhunderte
senkte sich allerdings der Grundwasserspiegel in den Muhrmatten aufgrund
der natürlichen Tieferlegung des Acherflußbettes ab, sodaß es wahrscheinlich
die Schwarzacher Mönche waren, die sich entschlossen, eine
künstliche Verbindung zwischen Acher und Schloßbach bauen zu lassen,
um die weitere Funktionsfähigkeit der Mühlen - insbesondere ihrer Klostermühle
- zu gewährleisten.14
Regionalgeschichte
Bei der ersten Eintragung des Dorfbuches wird in wenigen Worten eine
Epoche der deutschen Geschichte beschrieben, welche die nachfolgenden
Generationen noch nachdrücklich prägen und die in den Jahren zuvor erreichten
Rechte für die Bauern mit einem Schlag vernichten sollte: der
Bauernkrieg von 1525.
Im Jor Tusetfünffhundert im 25igsten Jor ist ein grose Uffruhr gewesen
, von dem gemeine Man dardurch ein groß Bludvergiesßen ist
geschehn in Deutschelanden und genant der Burenkrieg und sind in
einem halben Jor über die hundertmal tusend Menschen jemerlich
erstochen und erschlagen worden.
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