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Reiner Vagi
Die zweite Nachricht im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg fand ihren
Niederschlag im Dorfbuch, weil die betreffende Person aus Oberachern
war: der Tod des Schuhmachers Jörg von Wimpfen 1539, dem damaligen
Anführer des Oberkircher Haufens.15
Der nächste Auszug fällt in die „fruchtbarste Periode" des Dorfbuches,
denn aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt der größte Teil
des Inhalts. Einen großen Verdienst erwarb sich der bereits genannte Vogt
Johann Hippolytus Witterstetter und seine Nachfolger, die vieles niederschrieben
, was ihnen als gewissenhafte Chronisten wert war, eingetragen
zu werden. Der nachfolgende Textauszug schildert in anschaulicher Art
und Weise eines der wichtigsten Ereignisse der Ortenauer Geschichte, welches
noch weiterreichende Auswirkungen auf die Herrschaftsverhältnisse
in der damaligen Landvogtei haben sollte. Zunächst jedoch die Vorgeschichte
:
Wie nahezu alle Fürsten litten auch die römisch-deutschen Kaiser unter
ständigem Geldmangel, so daß sie sich öfters gezwungen sahen, bei anderen
Fürsten Geld zu leihen und im Gegenzug Teile ihrer Besitzungen zu
verpfänden. Gegenstand einer solchen Verpfändung war auch die kleine
Landvogtei zwischen Rhein und Schwarzwald - seit 1405 jeweils zur Hälfte
zugunsten des Bischofs von Straßburg und des Pfalzgrafen bei Rhein,
dessen Anteil seit 1504 die Grafen von Fürstenberg inne hatten. In den
Fünfzigerjahren des 16. Jahrhunderts gingen deren beiden Rechte an der
Ortenau verloren, indem die Habsburger am 13. Februar 1551 den fürsten-
bergischen, sechs Jahre später, am 26. Juni 1557, den straßburgischen
Pfandanteil wieder einzogen:
Als man zalt nach der Geburt Christ] tausentfünffhundertfünfftzig
und eine Jare, uff Freitag nach der Herrenfaßnacht, hat Romisch-
Koniglich Mayestat, Ferdinandus, die Gemeinschafft der Pfleg
Ortenberg zum halben Theil widerumb eingenomen und an sich
geloßt. Und hat uff obgenanten Tag der wolgeborn Herr, Herr
Friderich Graff zu Fürstenberg, Heilgenberg und Werdenberg, Land-
graff inn Barr und Herr zu Hausen im Küntzigthale, hiemit den
Underthanen jnn der Gemeinschafft jre Pflichten und Eyd domit sie
jme vormals als Jnnhabern und Landvogt jnn Ortnaw verwant
gewest, widerumb entschlagen und hiemit von seinem Halbtheil der
Pfandtschafft getreuen. Auch zu seinem Abzug den gerichten Achern
und Otterschwier ein Fuder Wein zu Verehrung geschenckht.
Deßgleichen haben auch der Römischen-Koniglichen May. Rhat und
Commissarien sampt dem newen Landvogt als angehende Herren
auch ein Fuder geschenckt.
Zusatz von 1557: Und uff Samstag nach Johannis Baptista anno
57 ist dise Landtschafft gar konigisch worden.
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