http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0163
Der Kinzigtäler Bergbau
163
Straßburg (Argentorate) nach Rottweil (Arae Flaviae) knapp nördlich von
Prinzbach vorbei. Auf ihr herrschte damals reger Verkehr, war es doch die
wichtigste Verbindung vom Legionslager Argentorate an die Donau. So
wurde bestimmt auch in der Umgebung dieser Straße nach Erzvorkommen
gesucht. So ließen sich am Kahlenberg Spuren des römischen Bergbaus
nachweisen.12 Ebenso konnte bei Kenzingen ein Verhüttungsplatz nachgewiesen
werden.13 Und vom Osten her drangen die Römer ebenfalls weit in
den Schwarzwald vor. Das beweist u. a. der Reliefstein vom Hirzwald (bei
St. Georgen), der 1932 aufgefunden wurde, und der in der römischen Zeit
entstanden ist.14
Daß der Reichenbacher Schmelzplatz während der keltischen, alaman-
nischen und römischen Zeit ungestört in Betrieb war, zeigt uns deutlich,
wie wichtig solch eine Anlage auch für Eroberer oder Besatzer war. Ob
nun Alamannen oder Römer die keltischen Arbeiten übernommen und
fortgesetzt haben, oder ob sie die Kelten haben weiterarbeiten lassen, ist
zweitrangig. Jedenfalls gingen die technischen Kenntnisse nicht verloren.
Die Römer mußten schließlich wieder den Alamannen weichen, die 260
n. Chr. den Limes durchbrochen hatten und nun das Land, das sie über 300
Jahre zuvor schon zum Teil besiedelt hatten, wieder in Besitz nahmen.
Kurze Zeit danach überschritten auch wieder Teile von ihnen den Rhein
und bewohnten das größtenteils immer noch alamannisch bewohnte Gebiet
des Elsasses endgültig. Zwar versuchten die Römer immer wieder, die Alamannen
zu vertreiben, doch mußten sie im Jahre 405 endgültig auf die
Herrschaft über dieses Gebiet verzichten.15
Aus dieser Anfangszeit der alamannischen Landnahme fehlen uns fast
alle schriftlichen Quellen. Natürlich sorgte ein sich gerade ansiedelndes
Bauernvolk zunächst um Wohnung und Ackerland. Für die landwirtschaftlichen
und häuslichen Geräte jedoch wurde Eisen benötigt, und für den
Schmuck suchte man sicher auch noch Silber und Gold. Uberliefert aber
ist uns darüber aus dem 3. bis 5. Jahrhundert nichts. Wir kennen nur die eisernen
Geräte und Waffen und ihren Schmuck aus zahlreichen Gräbern.
Dies alles aber setzt ein Mindestmaß an Bergbau voraus.
Den Alamannen scheint jedoch das Kinzigtal nicht unwichtig gewesen
zu sein. Sonst hätten sie nicht am Taleingang auf zwei Bergvorsprüngen
bei Ortenberg (Kügeleskopf) und gegenüber Ohlsbach (am Geißkopf)
Schanzen angelegt, deren Funde auf das 4. und 5. Jahrhundert hinweisen.16
In Prinzbach jedenfalls wurden eiserne Münzen aus dem 5. bis 7. Jahrhundert
gefunden.17 Ein Hinweis darauf, daß schon in der ersten Siedlungszeit
der Alamannen, der Völkerwanderungszeit, Bergbau zumindest auf Eisen
erfolgt ist. Schmelzplätze aus dem 6. bis 9. Jahrhundert fanden sich im
Raum Orschweier-Kippenheim. Das Erz stammte vom Kahlenberg bei
Ringsheim (heute eine mächtige Mülldeponie).18 Ob auch im Raum von
Prinzbach Schmelzplätze für Eisenerz lagen, konnte noch nicht bestätigt
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0163