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Konrad Velten
1802 kaufte die Regierung das Steinkohlenlehen dem Bergrat Erhard für
12 000 Gulden ab. Erhard war gesundheitlich gebrochen und hatte kein
Kapital mehr.
In Umweg wird eine Steinkohlenfaktorei (Niederlassung) errichtet und
das Bergwerk als Staatsunternehmen (Markgrafschaft Baden) weitergeführt
.
Um 1804 wurde das obere Flöz durch den jetzt rund 260 m tiefen Rettichlochstollen
weiter verfolgt und abgebaut. Das Flöz selbst war etwa
60 cm stark, hatte aber jetzt 4 Schiefertonschichten. Um Kosten zu sparen,
wurde der Hauptstollen nur noch 1,20 bis 1,50 m hoch vorgetrieben. Der
anfallende Kohlengrus wurde mit Lehm brikettiert und ebenfalls verkauft.
Die Schmieden von Steinbach und Umgebung erhielten den Zentner für 36
Kreuzer. Der Monatslohn für die Bergleute betrug 8 Gulden oder 480
Kreuzer.
In diesen Jahren wurde nur noch im oberen Flöz, im Rettichlochstollen
Kohle gesprengt und gefördert. Das Flöz keilte langsam immer mehr aus.
1807 begann die Regierung mit dem Auffahren eines neuen Stollens,
dem Jesuitenstollen. Der Stollenmund lag auf dem Gelände, das Eigentum
des Studienfonds in Rastatt war. Spätere Berichte über Streitigkeiten
zwecks der Bodennutzung des Studienfonds durch das Kohlenbergwerk
bezeichnen die Stelle auch als „Jesuitenweyher" bei „dem Studienfond
gehörigen Rebhof"5. Dieser Stollen konnte aufrecht auf 150 Lester (300
Meter) begangen werden. Mit ihm wollte man auf das untere Flöz stoßen.
Aber eine starke Verwerfung machte die Kohlenschicht unauffindbar.5
Die Vortriebrichtung dieses Jesuitenstollens wurde nun auf das obere
Flöz ausgerichtet, unter die Abbaustellen des Rettichlochstollens. 1809
stieß man auf das obere Flöz. Die vorgefundene Kohle war sehr gut. Die
massive Steinkohlenschicht im Flöz war etwa 30 cm stark. Diese Kohlen
konnten für 1 Gulden (60 Kreuzer) verkauft werden.2
Im gleichen Jahr aber endete plötzlich das Flöz im Rettichlochstollen
durch eine Verwerfung. Der weitere Vortrieb stieß ins Rotliegende. Die Abbauräume
um den Rettichlochstollen hatten ein Gefälle gegen den Berg bis
zu 35 Grad. Die Rückbeförderung der Steinkohlen zum befahrbaren Stollen,
sowie das Auspumpen des ständig nachsickernden Bergwassers im trüben
Öllampenlicht, muß eine heute unvorstellbare harte Arbeit gewesen sein.
Nur noch im Jesuitenstollen konnte noch gute Steinkohle abgebaut werden
. Die wirtschaftliche Lage des Bergbauunternehmens verschlechterte
sich zusehends. Die mächtige Verwerfung tief im Berg ließ jeden weiteren
Vortriebsversuch im Rotliegenden enden.
1816 wurde südwestlich des Brunngrabenstollens ein neuer Versuch zur
Auffindung von Steinkohlen unternommen. Mit dem Karlstollen (benannt
nach Großherzog Karl Ludwig Friedrich von Baden) verfolgte man
zunächst ein dort entdecktes schmächtiges Flöz, das jedoch schon nach
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