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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 187
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Die Kohlenbergwerke in Steinbach-Umweg

187

kurzem Vortrieb auskeilte. Der begonnene Stollen wurde dann unter Änderung
der Vortriebrichtung auf das alte bekannte untere Flöz ausgerichtet.
Der Stollen sollte zur Entwässerung der unter Wasser stehenden Brunngraben
- und Demuthstollen Verwendung finden. Aber nach 96 Lester (192 m)
gingen die Mittel aus und der Vortrieb mußte eingestellt werden.

Die Ausgaben durften nun laut Weisung der Regierung die Einnahmen
nicht mehr überschreiten.5

Bergrat Kümmich von der Oberbergverwaltung Kandern im Mark-
gräflerland untersuchte 1818 die noch offenen Jesuiten-, Rettichloch- und
Karlstollen und stellte die Rentabilität in Frage. Der verantwortliche Steiger
Lindemann war dem Trunk ergeben und in seiner Stellung nicht mehr
tragbar. Er starb 1820. Die weitere Leitung übernahm danach der Steiger
Degemann.

1819 beschloß die Regierung das gesamte Kohlenbergwerk, einschließlich
dem Faktoreigebäude und dem Weinschankrecht, zu versteigern. Aber
es erschien kein Interessent. Um den Verkauf der Kohlenlager zu verstärken
, wurden die Preise ermäßigt.

Kohlen aus dem Rettichlochstollen kosteten pro Zentner 30 Kreuzer, aus
dem Demuthstollen 36 Kreuzer und aus dem Jesuitenstollen 54 Kreuzer.

Um diese Zeit, etwa 1820, war der Jesuitenstollen im Berginnern gänzlich
zerfallen und der Rettichlochstollen kaum noch befahrbar. Diese beiden
Stollensysteme waren inzwischen durchschlägig, d. h. verbunden und
dienten gegenseitig als Belüftung.

Der Brunngrabenstollen war ebenfalls nicht mehr befahrbar. Er war mit
dem Demuthstollen verbunden, was ebenfalls zur Belüftung beitrug. Der
Karlstollen war noch voll befahrbar, aber ohne Nutzen. Nur im Demuthstollen
, der weiterhin zum Abbau im unteren Flöz unterhalten wurde, arbeiteten
um 1820 noch 4 Hauer und 1 Karrenläufer. Im rund 50 cm starken
Flöz war eine Kohlenschicht von etwa 12 cm vorhanden. Es wurde nach
wie vor gesprengt. Den Kohlenverkauf besorgte Vogt Liebich in Varnhalt.
Die Steinkohlen aus dem Demuthstollen kosteten 42 Kreuzer.

Die Abbauräume abseits des Stollens, die das Flöz in seiner Lage verfolgten
, waren nur noch so hoch wie das Flöz selbst stark war, nämlich
höchstens 50-60 cm. Die Hauer am Flöz konnten nur noch auf der Seite
liegend arbeiten. Krebsartig mußte abseits des Stollens vor- und rückwärts
gekrochen werden und dabei das ausgesprengte Kohlenmaterial im spärlichen
Öllampenlicht in den Stollen zum Abkarren geschafft werden.

Während der 14stündigen Arbeitsschicht mußten diese Bergleute zweimal
aus dem Berg heraus um die durchnäßte Arbeitskleidung zu wechseln.

1821 wurde das Faktoreigebäude an die Forstbehörde verkauft und dem
Revierförster von Neuweier als Wohnung zugewiesen. Die Frauen und Kinder
dieser armen Bergleute sammelten Holz und unterhielten nun im Freien ein
offenes Feuer, um die nasse Kleidung ihrer Ernährer trocknen zu können.2


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