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Ulrich Coenen
Die Agrippa-Thermen, von denen lediglich geringe Reste des kreisrunden
Caldariums erhalten blieben, wurden im Jahr 19 v. Chr. in Betrieb genommen
. Sie zählten zu den ersten großen öffentlichen Bädern in Rom, allerdings
fehlte ihnen die Symmetrie der späteren Kaiserthermen.17 Die
Räume waren, Rekonstruktionen zufolge, ohne strenges Ordnungsprinzip
aneinandergereiht.
Als Prototyp der Kaiserthermen gilt die 62 n. Chr. von Kaiser Nero fertiggestellte
190 Meter breite und 120 Meter lange Badeanlage, die lediglich
durch zahlreiche Erwähnungen antiker Schriftsteller und eine Zeichnung
Palladios aus dem 16. Jahrhundert bekannt ist. Vorbildlich wird das
Konzept der Kaiserthermen in der 109 eröffneten Therme Kaiser Trajans
verwirklicht, die heute fast völlig zerstört ist.18 Die Umfassungsmauern
umschlossen ein Gelände von 330 x 315 Meter, das eigentliche Thermengebäude
mit 212 x 190 Metern lehnte sich an die Nordwand an.
Die größten und repräsentativsten Badeanlagen Roms, die bis zu 3000
Gäste aufnehmen konnten, sind die Caracallathermen (216 von Kaiser Ca-
racalla eröffnet)19 und die Diokletiansthermen (306 nach der Abdankung
Kaiser Diokletians fertiggestellt).20 Alle Kaiserthermen waren mit Mosaiken
, Marmorintarsien, Wandmalereien und Bauornamenten reich ausgestattet
; zum künstlerischen Programm gehörten auch Skulpturen.
Das Areal der heute ruinösen Caracallathermen umfaßte einschließlich
Palästra (von Säulengängen begleiteter Hof) 337 x 328 Meter. Der Plan des
zentralen Thermengebäudes mit 220 x 114 Meter langen Fassadenfronten
ist axialsymmetrisch entwickelt und steht, was ein Novum ist, völlig frei.
Die nach dem Hypokaustensystem mit tubulierten Wänden beheizten Räume
waren zu beiden Seiten der Symmetrieachse zusammengefaßt, was sich
positiv auf die Wärmedämmung auswirkte. Der kreuzgewölbte Saal des
Frigidariums liegt im Achsenkreuz der Badanlage und ist über Vestibüle an
den Schmalseiten von den beiden seitlichen Höfen aus zugänglich. Gleichzeitig
vermittelt das Frigidarium in der Hauptachse des Gebäudes zwischen
der Natatio (Schwimmbecken) und dem Tepidarium, an das der
Kuppelsaal des Caldariums anschließt. Der innere Durchmesser des kreisrunden
Caldariums beträgt 35 Meter, nach Rekonstruktionen war die Kuppel
24 oder 35 Meter hoch. Innerhalb der Umfassungsmauern, die das zentrale
Gebäude umschlossen, gab es umfangreiche Sportanlagen mit Zuschauertribünen
, zwei Bibliotheken, Vortragssäle, Gaststätten, Läden und
Verwaltungsräume.
Die Umfassungsmauern der Diokletiansthermen umschlossen ein
Rechteck von 376 x 361 Metern. Das freistehende Zentralgebäude mit den
Abmessungen 250 x 180 Meter, dessen Tepidarium und Frigidarium 1563-
66 von Michelangelo in den Neubau der Kirche Santa Maria degli Angeli
integriert wurden, entsprach dem klassischen Typus der Kaiserthermen.
Unterschiede bestehen in der Gestaltung der einzelnen Säle. Das Caldari-
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