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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 202
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Ulrich Coenen

dekabinette und ein Inhalatorium. Dies entsprach in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts nicht mehr dem Zeitgeist, der große, luxuriöse Gesellschaftsbäder
nach antikem römischem Vorbild verlangte.

1839 bis 1842 hatte Hübsch bereits in unmittelbarer Nachbarschaft des
von Weinbrenner 1821 bis 1824 errichteten Kurhauses eine Trinkhalle erbaut
. Beide Gebäude entstanden außerhalb der früheren Stadtmauer am
südlichen Ufer der Oos, wo sich jetzt neben dem seit der Antike bestehenden
Thermalviertel in der Altstadt ein zweites Kurviertel entwickelte, das
mehr der Unterhaltung als medizinischen Zwecken diente. Doch auch das
alte Bäderquartier verlangte nach einer Modernisierung. Dies übernahm
zunächst Heinrich Hübsch mit dem bereits erwähnten Neubau des Dampfbades
. Mit seinem Engagement endete der Klassizismus in Baden-Baden,
zu dessen Überwindung der Karlsruher Hofarchitekt als Baumeister und
Architekturtheoretiker wesentlich beigetragen hat.42

In seiner bahnbrechenden Schrift „In welchem Style sollen wir bauen"?,
rechnet Hübsch 1828 mit der klassizistischen Baukunst ab. Eine erstaunliche
Entwicklung, schließlich ist Hübsch ein Schüler Friedrich Weinbrenners
. „Meine erste Überzeugung, daß die antike Architektur auch bei der
freiesten Behandlung für unsere heutigen Gebäude unzulänglich sei, und
denselben als Kunstwerken den organischen Zusammenhang ihrer Teile
benehme, fällt schon in das Jahr 1815, wo ich mich auf dem Atelier Weinbrenners
befand", schreibt er 1838 in der Einleitung zu seinen „Bauwerken
". „Aber ich war natürlich damals noch zu unreif, um etwas anderes an
die Stelle des Bisherigen setzen zu können." Als Hübsch die Frage „In
welchem Style sollen wir bauen?" stellte, war er sich seiner Antwort sicher
. Der moderne Rundbogenstil, der sein Programm darstellte, ließ kaum
eine freie Wahl zwischen gleichwertigen Alternativen. Trotzdem faßt seine
Frage das Problem eindeutig in Worte, das mit dem 19. Jahrhundert erstmals
in der Kunstgeschichte auftrat. In dem Augenblick, da die Frage gestellt
wurde, erhielt sie einen immer weiteren Inhalt, und es wurde immer
schwieriger, sie eindeutig zu beantworten. Der Historismus, der den
Klassizismus des frühen 19. Jahrhunderts als kalt und dürftig erachtete,
machte Anleihen bei allen Epochen der abendländischen Kunst und bediente
sich, um so älter das Jahrhundert wurde, einer immer üppigeren Formensprache
.

Heinrich Hübsch, 1795 in Weinheim an der Bergstraße als Sohn des
fürstlich Thum- und Taxischen Postverwalters Karl Samuel Hübsch geboren
, studierte ab 1815 an der Bauschule Weinbrenners in Karlsruhe Architektur
. 1817 unternahm er eine Reise nach Italien, wo er während seines
dreijährigen Aufenthalts vorzugsweise in Rom, dem Zentrum des deutschen
Kunstlebens, wohnte. Hübsch lernte dort die frühchristlichen Basiliken
kennen, in denen er Vorbilder für sein eigenes Schaffen erkannte.
Auch die Gotik Ober- und Mittelitaliens, die ihm auf der Hinreise im Ver-


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