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Baden in Baden-Baden
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Seite Wannenbäder für Männer, auf der linken solche für Frauen an. Die
letzteren werden, mit moderner Technik ausgestattet, auch heute noch benutzt
. An der Rückseite des mittleren Pavillons richtete der Architekt,
ebenfalls nach Geschlechtern getrennt, Umkleideräume und Duschen und
im Zentrum ein Heißluft- und ein Dampfbad ein, die von Männern und
Frauen zu unterschiedlichen Zeiten genutzt wurden. Im zweiten Geschoß
waren Speisesaal, Verwaltung sowie Zimmer für medizinisches Personal
untergebracht, im dritten Geschoß und im Dachgeschoß Patientenzimmer
und Schlafsäle.
Das Gebäude entspricht völlig dem Typus des kleinen Kurbadehauses,
das im Historismus weit verbreitet war und in seiner Grund- und Aufrissdisposition
barocken Schloßanlagen folgte.72 Es besteht aus einem zentralen
Eingangsbereich und zwei nach Geschlechtern getrennten Flügeln.
Frühe Beispiele dieses Typs sind die Badehäuser I bis IV in Bad Nauheim
(1850-1888, 1906 abgebrochen) und das Solbad in Donaueschingen
(1871).
Das Landesbad, heute Rheumazentrum genannt, wurde an seiner Westseite
zum ersten Mal 1913 im historisierenden Stil erweitert, 1976 bis 1979
entstand nach Plänen der Architekten Karl und Christian Kohlbecker aus
Gaggenau an der Ostseite ein sechsgeschossiges Bettenhaus,73 das sich in
Gestaltung und Dimensionen dem Altbau in keiner Weise anpaßt. Dürrns repräsentatives
Bauwerk hat durch diesen und andere entstellende Anbauten
viel seiner ursprünglichen Wirkung verloren. Besonders störend ist der moderne
Flachbau mit dem Thermalschwimmbad vor dem Altbau. Der Haupteingang
des Rheumazentrums wurde in den Neubau von 1976-79 verlegt.
Josef Dürrns zweiter Entwurf: Das Augustabad
Das Kaiserin-Augusta-Bad - benannt nach der deutschen Kaiserin und
Ehefrau Wilhelms L, Augusta (1811-1890) - entstand in den Jahren 1890
bis 1893 als Frauenbad in unmittelbarer Nachbarschaft des Friedrichsbades
und nach dessen Vorbild, was bereits an der Verwendung des gleichen
Baumaterials deutlich wird. Die größte Leistung des Architekten Josef
Dürrn war die Verwirklichung eines umfassenden Bauprogramms auf dem
zwar ebenen, aber sehr beengten Baugelände im Dreieck zwischen Friedrichsbad
, Kloster zum heiligen Grab, Zähringerstraße und Gernsbacher
Straße. Der zweigeschossige Badepalast, der sich an der Formensprache
der italienischen und deutschen Renaissance orientierte und diese mit reichen
barocken Schmuckformen vereinte, entwickelte sich über einer
Grundfläche von 63 x 34 Metern.74 Die Pläne Dürrns sind nicht erhalten.
Sie wurden auf der internationalen Kunstausstellung in München 1892 und
auf der Weltausstellung 1893 in Chicago gezeigt und sind heute verschollen
.75
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