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Ulrich Coenen
Die Anpassung an einen unregelmäßigen, dreieckigen Bauplatz machte
beim Augustabad die Ausbildung einer symmetrischen Hauptfassade nach
dem Vorbild des Friedrichsbades unmöglich. Das Hauptaugenmerk Dürrns
lag auf der repräsentativen Gestaltung der Ecklösung zum Friedrichsbad.
1897 beschrieb der Architekt die Besonderheit des Baugeländes: „Seine
Eigenthümlichkeit ermöglichte eine symmetrisch langgestreckte Grundrißgestaltung
wie beim Friedrichsbad nicht, die Aufgabe war hier weniger
einfach zu lösen, gab aber Veranlassung zu einer größeren Mannigfaltigkeit
in der äußeren architektonischen Gestaltung, sowohl in der Behandlung
der Innenräume, die eine etwas glanzvollere ist als beim erstgenannten
Bau."76
Abgesehen von der schmucklosen Hofseite zum Kloster lassen sich fünf
verschiedene Fassadenabschnitte feststellen. Im Zentrum stand die Eckfront
und die daran gespiegelten Fassaden gegen Friedrichsbad und Gernsbacher
Straße. Der an den Flügel zur Gernsbacher Straße anschließende
Trakt mit dem heilgymnastischen Saal erhielt auch gegen die Zähringerstraße
einen eigenständigen Abschluß. Die Fassade mit rundbogigen Fenstern
im Erd- und rechteckigen Fenstern im Obergeschoß hat drei Achsen,
die Mittelachse wird von Pilastern gerahmt und besitzt im Obergeschoß einen
giebelbekrönten Erker.
Ausgehend vom heilgymnastischen Saal, übrigens eine Neuerung gegenüber
den therapeutischen Einrichtungen des Friedrichsbades, steigerte
sich die Ornamentik, um in der Ecklösung ihren Höhepunkt zu finden.
Diese besaß drei Achsen mit dem rundbogigen, von kräftigen Pilastern gefaßten
Hauptportal in der Mitte. Es wurde von kleinen Rundfenstern gerahmt
. Im Obergeschoß, das durch drei große rundbogige Fenster gegliedert
wurde, setzten sich die Pilaster fort; die Pilaster der Mittelachse trugen
einen Dreiecksgiebel, der im Bereich des Mansarddachs von einem
Schweifgiebel bekrönt wurde. Dürrn zitierte auf diese Weise den Mittelrisalit
des Friedrichsbades und entschied sich bei der Gestaltung der angrenzenden
Seitenfassaden für Reminiszenzen an dessen Seitenrisalite.
Nach dem Vorbild der Eingangsachse wurde bei den Seitenfassaden des
Augustabades jeweils eine Fensterachse durch Pilaster, die einen Dreiecksgiebel
tragen, besonders betont.
Nicht nur beim Aufriß der Fassaden, auch beim Grundriß ist Dürrns
Streben nach Symmetrie und Annäherung an das Vorbild Friedrichsbad,
dem problematischen Baugelände zum Trotz, spürbar. Der Besucher gelangte
zunächst in ein Vestibül, über dem sich im Obergeschoß der Wartesaal
befand. Die Treppenanlage führte vom Vestibül zu einem Podest und
dann über zwei gegenläufige Treppenarme, die sich zu einem Halbkreis ergänzten
, ins Obergeschoß. Eine Galerie mit korinthischen Säulen, die eine
große verglaste Kuppelkonstruktion aus Eisen trugen, umgab das Treppenhaus
. Die Einführung des Eisens, später Stahls als tragender Baustoff in
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