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Ulrich Coenen
Die Fassaden des Augustabades waren, wenn auch sparsamer, wie die
des Friedrichsbades mit Bauplastiken geschmückt, allerdings handelte es
sich hierbei ausschließlich um Dekor und nicht um ein ikonografisches
Programm, das auf die Bedeutung des Gebäudes und der Baden-Badener
Badetradition verweist. Die Marmorbüste der Kaiserin Augusta im Vestibül
, die heute im Stadtmuseum im Baldreit aufbewahrt wird, schuf Professor
Friedrich Moest, der ebenfalls die Büste Großherzog Friedrichs für
das benachbarte Friedrichsbad anfertigte. Die Skulptur wurde von Büsten
des großherzoglichen Paares gerahmt. Das Gebäude war im Inneren mit
verschiedenfarbigem Marmor, Mosaiken, Fayencen und Glasmalereien für
Fenster und Oberlichter kostbar ausgestattet. Die Haupträume schmückten
Wandgemälde und Plastiken.
Bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde über den Abriß
des Augustabades nachgedacht. Ein konkrete Planung datiert in das Jahr
1937, als in Baden-Baden ein städtebaulicher Wettbewerb zur umfassenden
Neuordnung des historischen Stadtkerns veranstaltet wurde. Das Dritte
Reich setzte jedoch andere Prioritäten, so daß dem Augustabad eine Gnadenfrist
von 25 Jahren beschieden war.78 Die Bemühungen von Baden-Badener
Bürgern, den Abriß des Denkmals zu verhindern, blieben erfolglos.
Dr. W. Braun wandte sich im Auftrag des Vereins Badische Heimat am
9. Dezember 1961 an das Landesamt für Denkmalpflege in Freiburg, im
selben Monat schrieb er im Namen der Kreisstelle Baden-Baden für
Denkmalschutz und Heimatpflege gemeinsam mit vier weiteren Unterzeichnern
an den Leiter des Staatlichen Hochbauamtes Baden-Baden,
Oberbaurat R. E. Weber, und forderte zumindest Teile des Augustabades
zu erhalten.79 Vergeblich, 1962 rückten die Abrißbagger an.
Das Kurmittelhaus von R. E. Weber
Das Kurmittelhaus entstand nach dem Abriß des Augustabades unter dem
Namen „Neues Augustabad" in den Jahren 1963 bis 1966 unmittelbar
nordöstlich des Vorgängerbaus nach Plänen von R. E. Weber, der als Oberbaurat
das Staatliche Hochbauamt Baden-Baden leitete. Der siebenge-
schossige, verglaste Kubus, der das Rotenbachtal überragte, war Teil eines
1958 genehmigten Konzepts zur Neugestaltung des Bäderviertels. Das
historisch gewachsene Quartier mit seiner denkmalwerten Bausubstanz -
immerhin das wichtigste Kapital einer Stadt die bis heute vom Tourismus
lebt - wurde grundlos vernichtet, abgerissen wurden unter anderem Spital,
Inhalatorium, Fangohaus, ehemalige Friedhofskapelle und das westliche
Joch der Spitalkirche. Der Rotenbach wurde verdolt, an der Stelle des Augustabades
wurde eine städtebaulich völlig deplazierte Betonplattform mit
Einfahrt in die neue Tiefgarage errichtet. Den Planern gelang es nicht, die
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