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Bernhard Littenweiler
Vetus-Latina in Beuren geschieht, um möglichst genaue altlateinische Bibeltexte
bemühte und deshalb mit seinen jüngeren Mitbrüdern die 80 ältesten
biblischen Handschriften der Stiftsbibliothek des Klosters St. Gallen
einsehen wollte.20
Abhandlung über die Lage des irdischen Paradieses
Wenn auch Pater Germanus Cartier bis zu seinem Tod die treibende Kraft
und der Leiter dieses umfangreichen Werkes war und sein Name deswegen
ja auch groß auf den Titelseiten aller drei Ausgaben prangt, was aber gewiß
nicht er sondern sein jüngerer Bruder Gallus veranlaßt hatte, so wird
trotzdem auch immer wieder unmißverständlich auf die Mitarbeit der anderen
Theologen der Abtei verwiesen. Zu den Theologen und Schriftstellern
des Klosters im 18. Jahrhundert21 gehörten neben den beiden Cartiers
auch die Patres Ildephons Haas, Gervasius Bulffer und Franz Hauser. Doch
in der Bibel werden sie nicht benannt. Nur sehr schwierig könnte ihr möglicher
Anteil eventuell aus den theologischen Publikationen und Manuskripten
in der Badischen Landesbibliothek erschlossen werden. Gallus
Cartier ist der einzige, der aus der Anonymität heraustritt. In der zweiten
und dritten Bibel-Ausgabe (1763 und 1770) ist er nämlich mit einer von
ihm mit großem Ernst und Eifer verfaßten eigenständigen Abhandlung
über die „Lage des irdischen Paradieses" vertreten. Diesem für uns heute
doch recht kuriosen Thema, das damals aber von etlichen Theologen mit
unterschiedlichen Ergebnissen diskutiert wurde, ist die Landkarte des französischen
Jesuiten und Quellenforschers Jean Hardouin (1646-1729) beigefügt
.22
Autor des „SyIlabus" ist Pater Franz Hauser
Alle drei Ausgaben der Bibel enthalten, um den wissenschaftlichen Anspruch
der Bibelausgabe zu vervollständigen und gewiß auch zu unterstreichen
, den schon erwähnten „Syllabus editionum S. Scripturae, nec non
Authorum & ejusdem S. Scripturae interpretum",23 eine zwölfseitige Zusammenstellung
der von den Übersetzern konsultierten Bibelausgaben.
Aufgeführt werden Bibeln in arabischer, chaldäischer, griechischer, hebräischer
und lateinischer Sprache. Hinzu kommt eine Liste der Kirchenväter
und der Gelehrten des Mittelalters bis zum 16. Jahrhundert. Es folgen in
alphabetischer Reihenfolge kritisch kommentierte katholische Übersetzungen
von 1500 bis 1750. In dieser Liste fehlt jedoch, was überrascht, die
„Catholische Straßburger Bibel",24 die 1734 auf Anordnung von Kardinal
Armand Gaston Maximilien de Rohan-Soubise, Bischof von 1704-1749,
gedruckt wurde. Der „Syllabus" wird mit der Aufzählung der protestantischen
Bibeln, die für die Kommentare äußerst nützlich waren, fortgesetzt.
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