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Bernhard Littenweiler
Einleitung des Alten Testamentes besondere Aufmerksamkeit und ist deswegen
hier abgedruckt. Gleichzeitig auch als Beispiel für die zweispaltige Anordnung
des Vulgata-Textes und der deutschen Übersetzung mit den Kommentaren
, die in den Fußnoten folgen, und den seitlichen Querverweisen.
„Irenaeus a Benedictis" - Ein anonymes Schreiben sorgt für Streit
Fast gleichzeitig mit den Benediktinern aus Ettenheim hatte der Züricher
Pfarrer Ulrich eine Bibelübersetzung drucken lassen. Nun erschien 1755
unter dem Titel „Irenaus a Benedictis" ein anonymes Schreiben,40 das eine
Verteidigung der Biblia Sacra aus Ettenheimmünster war, in dem aber zugleich
auch Pfarrer Ulrich des Plagiats beschuldigt wurde. In Zürich wurde
diese Schmähschrift durch den Scharfrichter öffentlich verbrannt. Pfarrer
Ulrich und ein Pfarrer Füeßli wollten den Verfasser dieses Schreibens ausfindig
machen. Sie waren überzeugt, daß ein deutscher Katholik oder auch
Pater Kolb aus St. Gallen oder ein Chorherr Breitinger die Urheber seien.
So sollte P. Gallus für Aufklärung sorgen, andernfalls würden seine Werke
in der Presse dem Spott preisgegeben werden. Die Auseinandersetzung
dauerte zumindest 1760 noch an. Im letzten Brief Cartiers ist von Anmerkungen
zum Irenäus-Schreiben die Rede, die in Ettenheimmünster angefertigt
worden seien, um den Beweis zu erbringen, daß die Cartier-Bibel auch
von Protestanten geschätzt würde. In der Stiftsbibliothek ist heute leider
kein Exemplar mehr vorhanden. Auch wurde die Verfasserschaft des Pamphlets
nie geklärt.
P. Gallus Cartier, ein he raus ragender Theologe seiner Zeit
Der bedeutendste Gelehrte des Klosters Ettenheimmünster, der über den
süddeutschen Raum und die Kongregation der Benediktiner hinaus sogar
in Rom Beachtung fand, war Gallus Cartier, der jüngere Bruder des Bibelübersetzers
Germanus Cartier.
Er kam am 8. April 1693 in Pruntrut zur Welt und wurde auf den Namen
Konrad getauft. Die Ordensgelübde legte er am 27. April 1712 ab. Die
Primiz feierte er am 3. Oktober 1717 in Ettenheimmünster, lehrte dann
Philosophie und Theologie, 1729 auch im Kloster Gengenbach, wo er ein
theologisches Traktat über die Heilige Schrift verfaßte. Von 1732-1742
war er Prior, von 1742 an dann Subprior, gleichzeitig Novizenmeister und
weiterhin Professor. Aufgrund seiner Verteidigungsschrift der Unfehlbarkeit
des Papstes41 gelangte er zu hohen päpstlichen Ehren. Am 24. August
1742 erhielt er den Ehrentitel eines Apostolischen Notars und offenbar das
Recht, wenn man das Wappen von Gallus Cartier42 aus der Badischen Landesbibliothek
als Beweis heranzieht, den dieser Würde entsprechenden Hut
zu tragen.
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