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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 323
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Carl Sandhaas als Ortsarmer im Haslacher Spital

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nugthuung verlangen. So behandelt man keinen Maler, wenn er arbeiten,
zeichnen oder malen soll!"

Im Spital fühlte sich Sandhaas wie im Gefängnis, da er abends ab
19 Uhr sein Zimmer nicht mehr verlassen durfte und keinen Schlüssel zur
Hauptpforte besaß. Darüber beklagte er sich sehr oft: „Der Herr Dekan32
hat mich unlängst mit seinem Besuch beehrt und mir gesagt, ich soll mich
an die Hausordnung halten. Eine schöne Hausordnung, sagte ich ihm, die
einen Menschen einsperrt. Zur Hausordnung gehören zum Ersten ein
Hausschlüssel, zum Zweiten ein guter Tisch und ein guter Tischwein. Ich
sagte, einen Hausschlüssel, nicht den Schlüssel Petri muß ich besitzen."

Von der Kirche und ihren Pfarrern hielt Sandhaas ohnehin nicht viel.
Bereits der Gendarm Zachmann, der Sandhaas 1843 in die Heil- und Pflegeanstalt
Rienau brachte, hob in seinem Bericht hervor: „Sandhaas ging
seit mehreren Jahren nicht in die Kirche ... "33 Den Haslacher Stadtpfarrer
und Dekan Josef Kurz nannte Sandhaas in seinen „Spitalblättern" „einen
falschen Hund". Er habe zu ihm mehrmals gesagt: „Ihr habt keine Religion
... Aber ich erwiderte ihm, ich will das Recht haben, in meinem Sinne
arbeiten zu können. Und dann wollen wir mal das Recht des freien Geistes
eitleren oder wenigstens das des gesunden Menschenverstandes, aber davon
besitzen der Dekan und die Kirche nichts. " Der Mesner Kistler, der in
der Nähe des Spitals wohnte, fragte Sandhaas auf der Straße, „ob er die
schönen Mädle bald alle abgemalt habe". Er entgegnete ihm, er wolle mit
ihm nichts zu tun haben, denn er sei „der Adjunkt34 der geistlichen Konfession
". Sandhaas war offensichtlich immer noch geprägt von der freigeistigen
, antikirchlichen Ideologie der „Darmstädter Schwarzen", einer radikalen
Studentenbewegung mit teilweise „jakobinischen Zügen",35 mit der er
in seiner Darmstädter und Frankfurter Zeit von 1817 bis etwa 1823 Kontakt
hatte und deren Protagonisten von ihm porträtiert wurden.36 Wiederholt
nahm er Bezug auf diese Zeit in seinen „Spitalblättern".

Hart urteilte Sandhaas über die Haslacher Bürger, da sie ihn fortwährend
verspotteten und verfolgten: „Die Bürger in Haslach haben sich
als meine Feinde erklärt, sie verfolgen und beleidigen mich fast jeden Tag
..." Er fühlte sich aber auch von der Haslacher Stadtverwaltung im Stich
gelassen und berief sich wiederholt auf den Oberamtmann Anton Dilger,37
der sich offensichtlich für Sandhaas eingesetzt hatte und für ihn Verständnis
aufbrachte: „Der frühere Oberamtmann Dilger hat gesagt, die Stadt
müsse mir das geben, was meine Bedürfnisse seyn ... Die Stadt hat mir
aber gesagt, sie gebe mir nichts. Der frühere Bürgermeister Ruedin hat gesagt
, ja, wir geben nichts. Und wenn ich nicht mit der Spitalkost und Logie
zufrieden sey, so müßten sie mich wieder nach Rienau bringen."

Sandhaas war überzeugt, daß die Stadt Haslach einen großen Fehler mache
, wenn sie ihn als Künstler nicht unterstütze, denn er sei in der Lage,
Haslach als Stadt der Künste berühmt zu machen: „Ich habe gelesen in ei-


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