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Manfred Hildenbrand
nem Zeitungsartikel, in dem ein preußischer Staatsmann sagt: Man muß
alles Gute, was uns die Zeit darbietet, zu benutzen suchen, denn sonst
straft die Zeit; jetzt seid Ihr gestraft wegen des Unrechts, was Ihr mir an-
gethan; und weil Ihr das nicht gewollt, was Ihr hättet haben können, so
müßt Ihr gar nichts haben!"
Mehrmals beschwerte sich Sandhaas Mitte der fünfziger Jahre des 19.
Jahrhunderts, daß er keinen Paß mehr ausgestellt bekomme, um Haslach
verlassen und sich anderenorts um Arbeit als Maler bemühen zu können.
In der Sandhaas-Ausstellung im „Freihof' in Haslach befindet sich ein für
Carl Sandhaas am 18. Mai 1846 ausgestellter und vom Oberamtmann Dil-
ger unterschriebener Paß mit dem Reiseziel Freiburg, um sich dort als Maler
zu betätigen. Der Paß enthält auf der Rückseite aber schon am 10. Juni
1846 die Abmeldebescheinigung von Freiburg zurück nach Haslach. Es
muß angenommen werden, daß Sandhaas in Freiburg keine Arbeit gefunden
hatte. 1854 wird der Paß mit der Unterschrift des Amtmanns von Laroche
, des Nachfolgers von Dilger, nochmals um 3 Monate verlängert. Danach
wurde ihm die Verlängerung des Passes wegen seines „geistigen Zu-
stands" verweigert. Immer wieder forderte Sandhaas in seinen „Spitalblättern
" einen Paß, um wieder nach Italien reisen zu können.38 „Ich will wieder
nach Rom. In Rom gibt's Makkaroni, Feigen, ein Glas Semada39 und
einen guten Tabak, aber sie geben mir keinen Paß und Hungerskost."
An anderer Stelle forderte Sandhaas einen Paß, damit er in die Landeshauptstadt
Karlsruhe reisen konnte, um sich dort beim Großherzog über
die ihm widerfahrene Behandlung zu beschweren. Was er dem Großherzog
vorbringen wollte, wird in einem Brief aus dem Anfang der fünfziger Jahre
deutlich, der an den Großherzog gerichtet ist, allerdings den Vermerk
„Concept" trägt, so daß ungewiß ist, ob Sandhaas den Brief abgesandt hatte
. In dem Brief heißt es: „Es sind nunmehr neun Jahre her, daß ich von
Seiten hiesiger Gemeinde und meiner nächsten Umgebung so schmählich
behandelt werde, daß ich mich genöthigt sehe, mich an eine höhere Obrigkeit
und zwar an den Regenten selbst zu wenden. Die Beamten zwar
schmeicheln mir einerseits auf das zarteste und sinnvollste mit der Gunst
hoher Personen und meiner früheren Bekannten aus verschiedenen Orten,
gehen aber andererseits so schmählich und erbärmlich mit mir um, daß es
nicht zum Aushalten ist. Ich bin nun seit dieser Zeit ohne Beschäftigung,
habe keinen Kreuzer Geld ... Ich habe nichts als Armenkost im Armenhause
, die sehr arm ist und bei der man aber des Daseins und des Lebens nicht
sonderlich froh werden kann; auch kann ich mich mit dem Rebellenvolk
nicht ohne Risiko in nichts einlassen, bei Amt werde ich auf eine barbarische
, unmenschliche und insolente^ Weise mit allem abgewiesen ..."
In seinen „Spitalblättern" nannte Sandhaas auch die Leute, die es gut
mit ihm gemeint hatten. Öfters erwähnte er den Oberamtmann Dilger vom
Haslacher Bezirksamt als seinen Gönner. Im Gegensatz zu seinem Nach-
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