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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 416
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Heinz G. Huber

kämpf 1887 nutzte der nationalliberale Kandidat Alfred von Degenfeld die
Möglichkeiten der Bahn. Der General, der als legendärer Held des
Deutsch-Französischen Krieges und Präsident der badischen Kriegervereine
populär war, fuhr mit der Renchtalbahn talaufwärts. An den Bahnhöfen
waren die Kriegervereine angetreten und standen stramm, als der Zug hielt.

So wird aus Lautenbach berichtet:

„Der hiesige Kriegerverein hatte sich vor dem Rathause aufgestellt und
marschierte dann, die hiesige Musikkapelle an der Spitze, dem Bahnhofe
zu, um den Herrn General von Degenfeld, welcher mit dem Zuge um
7.55 Uhr hier durchfuhr, zu begrüßen. Bei Ankunft des Zuges stieg dann
der Herr General aus und begrüßte die Versammelten mit einem lauten
.Guten Morgen, Kameraden!', worauf ihm ein donnerndes ,Guten Morgen,
Exzellenz!' entgegenschallte. Nachdem sich derselbe sich noch eine Weile
mit den Kriegern aufs freundlichste unterhalten hatte, fuhr er mit dem abgehenden
Zuge seinem Ziele Oppenau-Peterstal zu."41

Immerhin konnte Degenfeld auch im Renchtal einen Stimmenzuwachs
erzielen und dank des protestantischen Hanauerlandes, der Städte und der
Renchtäler Hofbauern den Wahlkreis Offenburg gewinnen. Nach dem
Bahnbau wurden jährlich an einem anderen Tagungsort Gauverbandstage
der Renchtäler Kriegervereine abgehalten, auf denen monarchisches, nationales
und militaristisches Gedankengut gepflegt wurde.

Von der großen Politik wurde die Renchtalbahn auch während der Zeit
der Weimarer Republik tangiert. Die beiden rechtsradikalen Erzberger-At-
tentäter Heinrich Tillessen und Heinrich Schulz reisten mit der Renchtalbahn
am 24. August 1921 vor dem Attentat nach Oppenau an und quartierten
sich im „Hirsch" ein. Der Sarg mit der Leiche ihres Opfers, des Zentrumsabgeordneten
und ehemaligen Reichsfinanzministers Mathias Erzber-
ger, wurde per Bahn von Oppenau aus nach Biberach überführt.48

1923 wurde die Renchtalbahn das „Opfer" der deutsch-französischen
Auseinandersetzungen um die Reparationen. Wegen der Einstellung internationaler
Expreßzüge besetzten französische Truppen die Eisenbahnknotenpunkte
Offenburg und Appenweier. Unterhalb Zusenhofens wurde die
Renchtalbahn unterbrochen. Auf dem Straßenweg wurde eine Lokomotive
herangeschafft und der Bahnbetrieb zwischen Zusenhofen und Oppenau
wieder aufgenommen. Um den Anschluß zur Hauptlinie herzustellen,
wurden im Mai und Juni 1923 ein „Behelfsbogen" über die Gemarkungen
Zusenhofen und Erlach nach Renchen gebaut. Der Bahnbetrieb wurde am
23. Juni aufgenommen. Der provisorische Unterbau ermöglichte nur geringe
Fahrgeschwindigkeiten: Für die Strecke Renchen-Oppenau benötigte
die Bahn 55 Minuten. Am 13. Dezember 1923 wurde die Oberrheinstrecke
zwischen Renchen und Offenburg wieder frei gegeben, die provisorische
Bahntrasse wurde abgebaut.49


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