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Heinz G. Huber
Beschäftigtenzahl Andre übertraf, stagnierte das Unternehmen, nicht nur
wegen der Einsprüche der Griesbacher Badbesitzer.86
Zum industriellen Unternehmen wurde auch die alte Hammerschmiede
Linck, die sich zum Stahlbau-Konstrukteur und Maschinenbau-Betrieb entwickelte
. Im Jahr 1881 stellte Linck Trottspindeln, Eisentrotten und Obstmühlen
her, lieferte aber für die Renchtäler Sägewerke bereits Gatter- und
Maschinenteile. Die Industrialisierung erforderte immer leistungsfähigere
und bessere Anlagen. Dieser Zweig entwickelte sich stetig weiter, so daß
Linck heute als einer der weltweit führenden Sägegatterhersteller gelten
kann. Ein weiterer Zweig, die Herstellung von eisernen Brücken und Eisenkonstruktionen
, wurde 1894 ausgegliedert. August Linck trennte sich
von seinen Brüdern und gründete seine eigene Firma.87 Ohne Bahnanschluß
vor Ort hätte sich ein eisenverarbeitender Industriebetrieb nicht entwickeln
können.
Die Bahnverbindung schuf auch die Standortvoraussetzungen für neue
Betriebe. So entstand 1881 in Oberkirch die Fa. Scheller und Ruch, die
zunächst Schuhnägel und -stifte und später auch Wasserturbinen und Sägegatter
herstellte. Die Firma hatte wegen der Höhe der Zölle 1881 ihren Firmensitz
aus dem schweizerischen Kefikon nach Oberkirch verlegt. Die
Orientierung am gesamtdeutschen Markt und der zunehmende Export ins
Ausland erforderten eine optimale Verkehrsanbindung.88 Im Jahr 1919
wurde in der alten Stadelhofener Mahlmühle ein expandierender metallverarbeitender
Betrieb gegründet, das Progresswerk. Ein Stuttgarter Fabrikant
hatte zusammen mit sechs Kaufleuten eine AG ins Leben gerufen. Nach
dem Umbau des Mühlengebäudes begann 1920 die Produktion mit 25 Arbeitskräften
. Es fertigte neben Luftpumpen auch Stanz- und Ziehteile und
wickelte anfangs den gesamten Warenverkehr über den Bahnhof Zusen-
hofen ab. Mit dem Pferdefuhrwerk wurden die Rohstoffe an der Bahn in
Zusenhofen abgeholt und die Endprodukte zum Versand dort verladen. In
den 30er Jahren wurde das Progresswerk mit 500.000 Luftpumpen Jahresproduktion
zum weltweit größten Hersteller.89
Bis fast zu Anfang des 20. Jahrhunderts unterblieb „eine industriellgewerbliche
Intensivierung des physikalisch-geographischen Potentials".90
Erst mit einer gewissen Verzögerung wurde erkannt, welche Chancen für
die Nutzung der Rohstoffe das neue Verkehrsmittel mit sich brachte. Das
gilt besonders für den Abbau von Fluß- und Schwerspat in Hesselbach und
Odsbach-Wälden. Freiherr von Verschuer hatte auf dem Hofgelände des
Georg Birk 1911 einen Schürfversuch gemacht und Spat vorgefunden. Mit
20 Bergleuten, die überwiegend aus Hessen-Nassau stammten, wurde die
Förderung aufgenommen. Am Ausgang des Stollens wurde eine Wasch-,
Sortier- und Mahlanlage errichtet. Mit Ochsen- und Pferdefuhrwerken
wurde das Gesteinsmehl zum Bahnhof nach Oberkirch gebracht.91 Der Abbau
von Fluß- und Schwerspat im benachbarten Hesselbach reichte bis in
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