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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 438
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Clemens Rehm

Auch wenn der Sohn in den Fußstapfen des Vater zu gehen schien: Es
gab einen gewaltigen Unterschied. Während sein Vater durch die Kampfjahre
der Sozialdemokratie geprägt war und die Konfrontation zur Durchsetzung
seiner Ideen suchte, ging Brandel den Weg des Verstehens. Er
glaubte, ein überzeugendes, vorbildliches Leben würde ihm den Weg zu
anderen Menschen öffnen. Und auf diesem Weg könne er dann auch die
politischen Überzeugungen glaubwürdig vermitteln. „Mein ganzes Handeln
soll ein lebendiger Beweis werden, der auch dem grimmigsten Gegner
die Zubilligung des bona fides (des guten Glaubens) abringen soll, daß
man politisch der Todfeind eines Systems sein kann, ohne daß einem deshalb
persönliche Ehrenhaftigkeit abgesprochen werden darf. Und eben diese
persönliche Ehrenhaftigkeit muß ich eben in einer Form beweisen, wie
sie dieser Art von Gegnern verständlich ist. Der gewaltigen Schicht von
Leuten, deren Klassengeist auch ein Erbstück ihres angestammten Kreises
und ihrer Erziehung ist, kann man nicht wissenschaftlich mit Wort und
Schrift aufklären ... Darum gilt es eben zunächst, einmal dieses Mißtrauen
zu beseitigen, zu zeigen, daß man auch Gutes - in ihrem Sinn - kann ..."7

Dies war der Grund, warum Brandel Geck am I. Weltkrieg als Soldat
teilnahm. Als eine ganze Generation blind vor Patriotismus in den Krieg
zog, sah er die Möglichkeit, in dieser Situation durch persönliche Glaubwürdigkeit
überzeugen und damit letztlich auch politisch wirken zu können
.

Brandel Geck im Krieg

Die Begeisterung für den Krieg war eines, die Realität etwas anderes.
Wenn Brandel Geck je Illusionen über den Krieg gehabt haben sollte,
schon nach wenigen Monaten berichtete er nach Hause über ein Gefecht,
in dem sein Trupp versehentlich von der eigenen Armee beschossen wurde
. „Es befeuerte uns die eigene schwerste Artillerie. Die Hälfte unserer
Verluste kommt auf ihr Konto. Es war grauenvoll. Ich wollte nimmer leben
, um das Elend nicht sehen zu müssen und bin als letzter langsam und
aufrecht durch den schrecklichen Kugelregen zurückgegangen."8

Aufgrund seiner Tapferkeit wurde er dekoriert und befördert. Es war
von einem Deutschen Sieg überzeugt. Er plante Angriffe, bildete aus und
bewährt sich als Anführer. Er lag Monate vor Verdun.9 Warum sollte er
sich anders verhalten als andere Soldaten im Feindesland? Dieser Brandel
Geck hat bei seinem Einsatz 1917 in St. Quentin unzweifelhaft die Urkunden
und das Glasbild entwendet. So scheint er erst einmal als Räuber von
Kulturgut - der nicht anderes handelte als viele andere Soldaten.


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