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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 445
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„Seit der Sache Stalingrad bin ich ohne Nachricht.

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die militärische Niederlage war so angelegt, daß man die Bevölkerung im
unklaren ließ und die dürftigen veröffentlichten Nachrichten heroisierte. Es
wurde zwar nach dem Fall von Stalingrad eine dreitägige Staatstrauer angeordnet
, aber weiter geschah nichts.

Der gesteuerte und heroisierende Informationsfluß im Februar 1943
spiegelte sich auch in der mittelbadischen Presse wider. Der Kampf um
Stalingrad wurde darin zu einem Schicksalskampf für ganz Europa hochstilisiert
. Der „Mittelbadische Bote", der im ehemaligen Kreis Bühl überwiegend
gelesen wurde, erwähnte den Namen „Stalingrad" als Nachrichtenschwerpunkt
zum erstenmal am 23. Januar 1943 als Schlagzeile „Das
Heldenlied von Stalingrad", und am 26. 1. lautete sie „Unsterbliche Ehre
der 6. Armee". In dem dazu gehörenden Text konnte man lesen: „... Die
Lage in Stalingrad hat sich durch den neuen erbitterten Ansturm der Bol-
schewisten von Norden und Westen, bei denen der Feind mit starken Kräften
die westliche Front weiter eindrücken konnte, wesentlich verschärft.
Zur Vorbereitung der Angriffe ging eine Feuerwalze von unvorstellbarer
Wucht über das ganze Kampfgelände. ... Wohl ist der Ring um Stalingrad
wieder enger geworden, aber unerschütterlich blieb der Wille dieser Helden
, vom Feind für jeden Meter Boden höchsten Blutzoll zu fordern." Hier
wurde offensichtlich die Bevölkerung auf das bevorstehende Ende der
Kämpfe vorbereitet. Am 27. I. konnte man lesen: „General und Grenadier
gemeinsam im Nahkampf' und ein wenig weiter unten stand „Stalingrad-
Soldat zu einem Begriff in der Kriegsgeschichte geworden". Die gelenkte,
parteitreue Presse bereitete auf die bevorstehende Niederlage vor. Noch am
Tage der Kapitulation, am 2. Februar 1943, konnte die Bevölkerung lesen:
„Das unsterbliche Heldentum von Stalingrad". Die Nachricht von der Kapitulation
wurde am 4. Februar überschrieben mit „Die Mahnung der Helden
von Stalingrad". Schon zwei Tage später erreicht die Heroisierung einen
ersten Höhepunkt. Als Schlagzeile stach den Leser „Sie starben, damit
Deutschland lebe!" in die Augen. Von der Zahl der Toten und Gefangenen,
von ihrer Not und dem Leid war nicht die Rede, dafür findet sich mitten
auf der Titelseite die Überschrift „47.000 Stalingradkämpfer geborgen",
wobei sich der Text auf eine Bilanz des Jahres 1942 bezog. Immer wieder
wurde in den folgenden Wochen berichtet über „Schwere Verluste der Bol-
schewisten". Und bis Ende März 1943 standen in jeder Ausgabe der Zeitung
Berichte über Stalingrad unter der Überschrift „Aus dem Heldenkampf
um Stalingrad". In ihnen wurden Episoden des vorgeblich siegreichen
Kampfes geschildert. Dieses versuchte Auf-den-Kopf stellen und
Überspielen der militärischen Katastrophe zur Beruhigung der Bevölkerung
hielt aber die Angehörigen der Stalingradsoldaten nicht ab, sich nach
deren Schicksal zu erkundigen. Dies belegt ein Text vom 1. März mit der

Überschrift „Ermittlung über Stalingrad-Kämpfer". Darin heißt es:.....Mit

der Feststellung des Verbleibs aller der Soldaten, die im Kampfraum Sta-


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