Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 468
(PDF, 140 MB)
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Horst Brombacher

nichts geklagt, und keiner hätte gedacht, daß mein Mann ernstlich krank
sei, bis sie eines Morgens meinen Mann tot in ihrer Mitte aufgefunden hatten
. So wie er sich am Abend zum Schlafen hinsetzte, denn liegen konnte
keiner, so eng waren sie beieinander, so saß er am Morgen noch da und
war tot. Keiner der Kameraden hatte etwas davon gemerkt. Er selbst hatte
es bestimmt auch nicht empfunden, daß er sterben muß, und das ist für
mich wieder ein kleiner Trost. ... Ich danke Ihnen nochmals für Ihre
Bemühungen und Ihre freundlichen Briefe und sende Ihnen Grüße Frau
A." Ein Brief aus dem Raum Wurzach vom Januar 1950 gibt deutlicheren
Aufschluß auf die psychische Verfassung der Schreiberin: „... Am 17. 1.
bekam ich durch das Bürgermeisteramt die schmerzliche Nachricht, daß
mein lieber Gatte schon im März 1943 auf dem Transport nach Asien gestorben
ist. ... So hart und furchtbar die Nachricht ist, so ist es doch wieder
eine Befriedigung zu wissen, daß der Verstorbene nur etwa 6 Wochen in
Gefangenschaft war. Wenn ihm schon der Tod in Rußland bestimmt war.
Nun habe ich eben 7 Jahre umsonst gehofft und gewartet und manchmal
unter Marter, schwerer Arbeit ihm das Geschäft erhalten wollen. Doch unerbittlich
war der Krieg und unbegreiflich Gottes Wille. Hoffe, daß es Ihnen
gut geht und verbleibe Ihre Ilse B. mit Kindern."

Zusätzlich zu all den vielen Briefen, Behördengängen und Besuchen bei
und von Privatpersonen betrieb Keßler die Suche nach seinem Sohn Heinz
weiterhin. Anfang Juli 1949 fragte er beim Hilfsdienst für Kriegsgefangene
und Vermißte in Stuttgart zum wiederholten Mal an, ob „Kameraden dieser
Einheit zurückgekehrt sind, damit ich bei diesen Nachforschungen nach
meinem Sohn anstellen kann". Die Nachrichten waren negativ, aber dann
erhielt er traurige Gewißheit. In einem Brief an einen Freund teilte er diesem
am 3. März 1950 mit: „... Gleichzeitig mit Deiner Post erhielten wir
von einem Heimkehrer die traurige Bestätigung, daß unser Sohn bereits im
Februar 1945 bei Sorau in Schlesien gefallen ist. Unsere Bestürzung
kannst Du Dir wohl vorstellen. ..." Trotz aller persönlicher Erfahrungen
und des Wissens um die geringen Überlebenschancen hatte auch Familie
Keßler bis zuletzt auf eine Heimkehr des Sohnes gehofft, wie viele andere:
vergebens.

Den Bitten um Information darüber, ob Angehörige vielleicht noch lebten
, setzte Keßler klare und eindeutige Aufklärung entgegen. Im Dezember
1951 schrieb er in diesem Zusammenhang einer Frau: „... Liebe Frau P!
Ich meine es bestimmt recht gut mit Ihnen und würde nichts sehnlicher
wünschen, als daß Ihr Mann, der doch ein persönlicher Freund von mir
war, noch am Leben ist. Doch die Tatsachen sprechen dagegen. Keiner von
all den Spätheimkehrern, mit denen ich gesprochen habe, konnte mir auch
nur andeutungsweise einen Anhaltspunkt über das Schicksal Ihres Mannes
geben. Acht Jahre sind nun schon seit jener Katastrophe vergangen, und
niemand weiß etwas über Ihren Mann; deshalb kann ich es einfach nicht


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