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Der Galiläer aus Kippenheim
Steff Wertheimer zum Fünfundsiebzigsten am 16. Juli 2001
Klaus Kreppel
Für den 8. April 1999 vormittags um 11.00 Uhr hat mir Ruthi Ofek, Steff
Wertheimers „rechte Hand" in Public-Relations- und Kulturangelegenheiten
, einen Gesprächstermin mit einem der größten Industriellen Israels vermittelt
. Der Treffpunkt liegt hoch oben in den Bergen Galiläas in Sichtweite
der libanesischen Grenze. Der Ort heißt Migdal Tefen. Hier hat Steff
Wertheimer, Chef der „ISCAR"-Gruppe, Anfang der achtziger Jahre mit
der Gründung von mittlerweile vier Industrieparks1 in Israel begonnen, die
inzwischen auch grenzüberschreitende Vorbilder für das palästinensische
Gaza und die Türkei geworden sind.
Es ist gar nicht so einfach, mit dem rund um die Uhr beschäftigten nunmehr
fünfundsiebzigjährigen Firmengründer einen Gesprächstermin zu bekommen
. Und wenn man ihn vereinbart hat, ist es fraglich, ob er ihn auch
einhält. Ich komme also frühzeitig genug, um auch einer plötzlichen Vorverlegung
des Gesprächstermins parieren zu können, muß aber ebenso die
Geduld mitbringen, daß sich das Treffen angesichts wichtigerer Entscheidungen
nach hinten verschiebt und darf auch nicht enttäuscht sein, wenn
mich noch eine Absage während meiner Wartezeit ereilt. Das Warten läßt
sich angenehm überbrücken durch die Unterhaltung mit Ruthi Ofek über
die Konzeption des „Open Museum" in Tefen und über vergangene, gegenwärtige
oder künftige Ausstellungen, für die die Kustodin jüdische Künstler
und ihre Werke aus der ganzen Welt ausfindig macht. Zu erinnern sei an
die ausgezeichnete Mischung aus Briefen, Radierungen, Zeichnungen und
Fotos zum Leben und zum Werk des zionistischen Jugendstilkünstlers
Ephraim Mose Lilien (1874-1925) oder an die Ausstellung „Jacob and
Israel - Homeland and Identity in the Work of Jakob Steinhardt", dem
deutschjüdischen Künstler aus der ehemaligen Provinz Posen (1887—
1968), der zuletzt in Nahariya lebte. Die Ausstellungskataloge erwähnen
stets Steff Wertheimers Einsatz zur Realisierung der Ausstellungen und
lassen seine Bedeutung als Kunstmäzen erahnen.
Gegen 11.15 Uhr vernehme ich die erste erleichternde Botschaft: Steff
Wertheimers Helikopter wurde auf dem Landeplatz des Industrieparks Tefen
gesichtet. Es ist auf jeden Fall schon einmal mit seiner Realpräsenz auf
dem galiläischen Berggelände zu rechnen. Ich verspüre, daß nicht nur bei
Ruthi Ofek, sondern auch bei den übrigen Mitarbeitern hektische Betriebsamkeit
wie vor einem Staatsbesuch entwickelt wird. Ich werde selbstverständlich
davon infiziert, schaue mir zum fünften Mal meine vorbereitete
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