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Klaus Kreppel
den militärischen Arm der „Haganah", die neu gegründeten „Palmach" unterstützen
. Diese „Plugot Machaz" - übersetzt „Stoßtrupps" - entwickelten
sich zu einer Eliteeinheit linker Zionisten. Die Führung des „Jischuw"25
bemühte sich um Zusammenarbeit von „unseren Männern im britischen
Militär" und „unseren eigenen unabhängigen Truppen".26 Mit der Konfiszierung
eines Waffenlagers der „Palmach" im März 1943 kündigten die
Briten die Zusammenarbeit mit der jüdischen Eliteeinheit auf. Letztere verlagerte
ihre Aktivitäten immer mehr in den Untergrund. Als Steff Wertheimer
den „Palmach" beitrat, arbeiteten diese überwiegend konspirativ, seit
1946 sogar offiziell gegen die Briten im „Hebräischen Aufstand": die „Palmach
" organisierten Sprengstoffattentate auf die Küstenwache, Angriffe
auf mobile Einheiten der britischen Polizei und britische Radareinrichtungen
auf dem Berg Carmel bei Haifa. Als am „Black Sabbath" die Briten
massiv gegen offizielle und inoffizielle jüdische Einrichtungen vorgingen,
wurde auch Steff Wertheimer in Rafa verhaftet. Das Sprengstoffattenat auf
das King-David-Hotel in Jerusalem am 22. Juli 1946 durch die rechtsgerichtete
„Etzel" spaltete allerdings die jüdische Aufstandsbewegung. Von
diesem Zeitpunkt an operierte jede Gruppe bis zur offiziellen Eingliederung
in die „Israelische Verteidigungsarmee" („Zahal")27 im Jahre 1948 für
sich allein: die linke Palmach mit ca. 3.000 Mann und der rechte „Etzel"
mit 2.000 Leuten sowie die ultrarechte „Lechi" mit 400 Freischärlern.28
Die eigentliche Basis für die neuen Streitkräfte bildete die 42.000 Mitglieder
starke „Haganah".
Steff Wertheimer arbeitete noch weitere zwei Jahre in der „Zahal" an
„technischen Verbesserungen", die ihn auch im Jahre 1949 nach Belgien
führten. Das war noch im Zusammenhang mit der Entwicklung von „re-
coilless rifles"29, als ich nach Belgien geschickt wurde, um zu lernen, wie
die entsprechenden Gewehrläufe hergestellt werden. Ich gewann dabei die
Einsicht, daß ohne gute Werkzeuge keine guten Produkte hergestellt werden
können, eine Einsicht übrigens, die Steff Wertheimer später auch für
die zivile Produktion beflügelte.
Als Steff Wertheimer in das Zivilleben zurückkehrte, war er gerade 24
Jahre alt. Noch ein anderes „ziviles" Ereignis darf nicht unerwähnt bleiben
: Am 16.12.1948 hatten sich Steff Wertheimer und Miriam Wallach das
Ja-Wort zu einem Ehebund gegeben, aus dem vier Kinder hervorgehen
sollten: Irith (1949), Eitan (1952), Ruthi (1957) und Iphtach (1968). Als
das zweite Kind kam, merkte ich, daß ich als Autodidakt keine akademische
Bildung erworben hatte und entschloß mich weiterzulernen. Mit dieser
Einsicht ging Steff Wertheimer in die „zivile" Welt der Arbeit, in der er
eine neue Philosophie des Zionismus entwickeln sollte.
Die Jahre in den „Palmach" haben Steff Wertheimer nachhaltig geprägt.
Zahlreiche großformatige Bilder aus der Zeit der Palmach mit ihren Kommandeuren
Itzhak Sade (1890-1952) und Yigal Allon (1917-1980)
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