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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 511
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Ein schwarzes Dorf wird braun

Zur „Machtergreifung" 1933 in Steinach im Kinzigtal

Tobias Wöhrle

Einleitung

„Und dann kam der 30. Januar 1933, der Tag der Machtübernahme durch
Adolf Hitler, und mit allen Deutschen erlebten auch die Steinacher die Jahre
der Wiedergeburt und des Wiederaufstiegs Deutschlands."1

Mit diesem Satz beschrieb O.A. Müller 1939 in der kleinen Chronik zur
800 Jahrfeier Steinachs den Übergang zum Dritten Reich. Wohin diese
„Wiedergeburt" und der „Wiederaufstieg" führten, das wissen wir heute.
Damals ahnten jedoch die wenigsten, daß durch die Ernennung Hitlers
zum Reichskanzler der Grundstein für ein menschenverachtendes totalitäres
System gelegt worden war, das Verfolgung, Vernichtung, Krieg und
Zerstörung bringen sollte. Wahrscheinlich hatten sich die wenigsten, die in
der Folgezeit der NSDAP zuliefen, mit allen Facetten und Forderungen des
Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Viele reihten sich gerne und mit
Begeisterung bei den erfolgreichen Nationalsozialisten ein. Dies war in
den Dörfern im badischen Schwarzwald nicht anders als in weiten Teilen
des übrigen Reiches.

Steinach im Kinzigtal war Anfang der dreißiger Jahre ein Dorf mit etwa
1500 Einwohnern, die vor allem in der Landwirtschaft und im Handwerk
beschäftigt waren. Nach der Volkszählung von 1925 waren 1540 Steinacher
katholisch und 5 evangelisch.2 Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
hatte bei Wahlen im Dorf vor 1930 keine Chancen gehabt,
doch wie in anderen Teilen des Reichsgebietes legte die NSDAP auch hier
bei den Wahlen 1932 schnell und stark zu. Noch bei der Reichstagswahl
am 5. März 1933 blieb die katholische Zentrumspartei die stärkste Partei
im Dorf, verlor aber die absolute Mehrheit. Man kann bei diesen Wahlen
allerdings eigentlich nicht mehr von freien und demokratischen Wahlen
sprechen, denn der Stil, wie der Wahlkampf von den Nationalsozialisten
geführt wurde, ließ demokratische Spielregeln weitgehend außer acht. Vor
allem durch Propaganda und Maßnahmen gegen Kommunisten und Sozialdemokraten
sollten die Wähler massiv beeinflußt werden.3

Mit der sogenannten Machtergreifung Hitlers im Januar 1933, begann
sich der Nationalsozialismus in Steinach, wie vielerorts, zu etablieren und
konnte binnen kurzer Zeit schier das ganze Dorf erfassen, so daß nach einigen
Jahren viele Dorfbewohner in irgendeiner Form Mitglied einer natio-


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