http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0513
Ein schwarzes Dorf wird braun
513
der SS, in denen auch Männer der umliegenden Gemeinden Mitglieder waren
.8
Bereits 1932 gab es in Steinach einige Veranstaltungen der NSDAP, die
damals von der schon bestehenden Ortsgruppe Haslach veranstaltet wurden
. In Steinach entstand 1932 ein sogenannter NSDAP-Stützpunkt, dessen
Gründungsdatum unbekannt ist. So sprach am 24. Januar 1932 der
„Parteigenosse Landwirt Aberle aus Bretten etwa über das Thema:
,Deutschlands Schicksalkampf' in der Wirtschaft Aug. Nock, Metzgermeister
". Im NS-nahen Anzeiger vom Kinzigtal wurde von einer gut besuchten
Versammlung gesprochen.9 Ob dieser „gute Besuch" allerdings den Tatsachen
entsprach, muß offenbleiben. Wie bereits erwähnt, gab es in der Berichterstattung
der beiden Lokalzeitungen gewaltige Unterschiede.
Ein Beispiel für diese unterschiedlichen Haltungen sind Berichte über
eine Kundgebung der NSDAP am 3. März 1932 im Gasthaus zur Flasche
in Steinach. Im Vorfeld der Reichspräsidentenwahl sprach der NS-Kreisrat
Hauptlehrer Schuppel aus Schwanenbach zum Thema „Hitler oder Hinden-
burg". Im Anzeiger vom Kinzigtal war am 4. März zu lesen: „Die von der
NSDAP Ortsgruppe Haslach einberufene Versammlung verlief harmonisch
, was an dieser Stelle besonders hervorgehoben sei. Eine große Zahl
von Parteimitgliedern sowie von Mitgliedern anderer Parteien hatten sich
zu diesem Vortrag eingefunden. In der nach dem Referat gewährten Diskussion
brachte ein Kommunist aus Haslach verschiedene Punkte zur Erörterung
, die ruhig vorgetragen, ebenfalls in derselben Weise von dem Redner
des Abends behandelt wurden. Ein erfreuliches Zeichen, wenn sich die
Gegner mit fairen Waffen bekämpfen."10 In den Kinzigtäler Nachrichten
hörte sich das ganz anders an: „Gestern abend war hier eine Versammlung
der Hitlerpartei. Der Besuch war mäßig. Viele werden aus Neugier dazuge-
gangen sein. In den Versammlungen auf dem Lande in katholischen Orten
sind ihre Redner vorsichtiger, da geben sie sich als Schützer der Religion
aus. Dazu vergleiche man Hitlers Wort im ,Geistschriftentum', November
1930 (nach dem Bericht Dinters): ,Wenn ich einmal an der Macht bin,
wird die katholische Kirche nichts zu lachen haben; um aber an die Macht
zu gelangen, kann ich ihre Hilfe nicht entbehren.' Wir wollen uns das merken
; wir lassen uns nicht mit schönen Reden einfangen."11
Am 13. März 1932 fand die Reichspräsidentenwahl statt. Die erste
Amtszeit von Paul von Hindenburg, der 1925 zum Reichspräsidenten gewählt
worden war, war abgelaufen. Er bewarb sich trotz seines hohen Alters
wieder um das Amt und wurde von den Parteien der Weimarer Koalition
unterstützt, also von der SPD, dem Zentrum und den Resten der liberaldemokratischen
bürgerlichen Parteien. Gegenkandidaten waren Adolf Hitler
, der Kommunist Ernst Thälmann, Theodor Düsterberg von der Deutschnationalen
Volkspartei.12 In Steinach erhielt Hindenburg 73,49%, Hitler
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0513