http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0537
„ Gedenkstätte Vulkan " Haslach im Kinzigtal
537
Im Laufe des Monats März 1945 verließen viele Häftlinge die beiden
Lager „Vulkan" und „Kinzigdamm" auf sogenannten Todesmärschen in
andere Lager. Etliche Häftlinge wurden auch unerwartet freigelassen. Am
28. März 1945 wurden die verbliebenen Häftlinge in das leerstehende Lager
„Sportplatz" verlegt. Ab dem 9. April 1945 wurde auch dieses Lager
aufgelöst. Wieder wurde eine größere Zahl der Häftlinge freigelassen. Die
Haslacher und Mühlenbacher Pfarrer, zahlreiche Bauern aus Haslach und
Umgebung sowie die ehemaligen „Arbeitgeber" der Häftlinge nahmen diese
bei sich auf. Die letzte Gruppe der Gefangenen mußte mit ihren Bewachern
ein weiteres Mal in nächtelangen Märschen vor der herannahenden
„Front" zurückweichen. Manchen kostete dies noch das Leben.
Am 21. April 1945 befreiten die französischen Truppen Haslach vom
nationalsozialistischen Joch. Aus Angst vor Übergriffen der heranrückenden
Besatzer verbrachten Hunderte Haslacher die Tage in den Stollen.
Traurige Bilanz
Von den 1700 Häftlingen starben allein in Haslach nachweislich 210 Männer
, die vor der Friedhofsmauer vergraben wurden. Weitere Tote sind am
Berg selbst verscharrt worden. Hunderte starben noch vor Kriegsende in
anderen Lagern oder überlebten das Kriegsende nur um kurze Zeit. Die
sterblichen Überreste der in Haslach Umgekommenen wurden 1946 exhumiert
und ehrenvoll bestattet. Nach und nach wurden sie in ihre Heimatländer
überführt. 75 Opfer konnten nicht identifiziert werden. Sie ruhen heute
in einem Ehrengrab auf dem Haslacher Friedhof.
Außer diesem Grab erinnerte lange Zeit nichts mehr an die Leiden und
die Opfer. Die Baracke am Sportplatz diente als Lagerhalle einer ortsansässigen
Firma, die Baracken des Lagers „Kinzigdamm" wurden abgerissen.
Dort befinden sich seither Schrebergärten. Die Stollen am Vulkan wurden
von der französischen Armee 1948 gesprengt und auf dem Gelände ein
Munitions- und Sprengstoffdepot der französischen Besatzungsmacht eingerichtet
. Nach deren Abzug wurde eine lokale Mülldeponie eingerichtet,
die später zu einer großen geordneten Mülldeponie des Ortenaukreises erweitert
wurde.
Aufarbeitung der Geschichte
Der Geschichte der Lager folgte die Geschichte der historischen Aufarbeitung
vor Ort. Allerdings sollte da wie fast überall zunächst viel Zeit vergehen
. In den ersten 25 Jahren nach Kriegsende waren es nur die Häftlinge
selbst, die sich um das Gedenken der schrecklichen Ereignisse bemühten.
Im Jahre 1970 wurde schließlich unter Mitwirkung der Stadt Haslach an
der ehemaligen KZ-Baracke eine Gedenktafel angebracht.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0537