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Alpha Omega, S.A.E.M. und Heinrich Hansjakob
553
In einer Mappe aus dem Nachlaß mit einem Vortrag über die Kepler-
schen Gesetze (Harry Hasso, Offenburg, 17.1.56) und anderen Nachkriegsdokumenten
findet sich ganz hinten eine dreiseitige maschinenschriftliche
Ausarbeitung mit der Überschrift „Stellungnahme zum Energiemotor
,Alpha-Omega'", darüber schrieb jemand von Hand „Gutachten Techn.
Hochschule - Berlin". Der Text beginnt mit einer Skizze und endet mit
dem Handzeichen „Dr. Or. 29.XI.44", er stammt offenbar nicht von Harry
Hasso. Der hat nur hier und da Handschriftenübungen veranstaltet auf dem
Gutachten. Es wird vom Verfasser aber kein Ergebnis ausgeführt. Seltsam
- und ärgerlich.
Denn dieser Text ist bis dahin die einzige Arbeit, die sich konkret auf
die Apparatur bezieht. Die anderen erwähnten „Gutachten der Universitäten
" sind wie schon erwähnt nur Antworten auf allgemeine physikalische
Fragen.
Doch nun wird die SS ihre Fachleute nach Haslach schicken.
Die SS-Führung ist zufällig ganz in der Nähe. Bereits in früheren Jahresbänden
der Ortenau wurde die Tätigkeit des Oberbefehlshabers Oberrhein
beschrieben, was ja eine recht arbeitsaufwendige Nebenbeschäftigung
des Reichsführers SS nach dem 20. Juli 1944 wurde. Er hielt sich vor allem
im Dezember 1944 einige Tage in Triberg auf (vgl. Die Ortenau 1997 und
1999). Der Sonderzug kam Anfang Dezember an, und der ängstliche Oberbefehlshaber
ließ sich bei Fliegeralarm mit Häschen, seiner Sekretärin und
Mutter zweier Reichsführer-Kinder, immer in den Haldentunnel schieben.
Doch wenn die Luft rein war, machte er auch mal einen Ausflug, etwa „in
den Ort Triberg", wie es unter dem 3. Dezember, 13.45 Uhr, in seinem Terminkalender
heißt. Und wer erklärt ihm dort einen Kugelbunker? Es ist der
Ingenieur Barth, auf den ja Harry Hasso ungeduldig gewartet hat.26
Am Abend dieses Tages hat der Sonderzug in Triberg übrigens seltenen
Besuch. Die Russen kamen Budapest sehr nahe,27 und daher mußten die
Herren SS-Obersturmbannführer Kurt Becher und Adolf Eichmann ihre
Posten dort verlassen. Eichmann berichtete später in Jerusalem über den
Besuch im Sonderzug in Triberg,28 es sei um den Stop der „Endlösung"
gegangen. Um 20.30 Uhr war beim Essen noch ein um 20 Uhr mit Eichenlaub
dekorierter SS-Hauptsturmführer anwesend, um 21.15 folgte dann ein
Essen der beiden Ungarn-Flüchtlinge allein mit Himmler.
Harry Hasso hat offenbar bemerkt, daß sich im Raum Hornberg/Triberg
allerhand ,hohe Tiere' tummeln, und schickte seine Schwester hin, denn in
seines Vaters Notizbuch heißt es für die nächsten Tage:
Dienstag 5.12.44
Katharina fährt nach Hornberg und zurück nach Wolfach zur Kreisleitung
wg. Motor!
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