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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 564
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Frank Flechtmann

„Während der 12jährigen Naziregierung habe ich in Deutschland meinen
Beruf praktisch nicht ausüben dürfen. (Deshalb habe ich mich auch
geweigert in der Kriegsindustrie als „Taglöhner" zu arbeiten, wie mir Ende
1944 vom Arbeitsamt in Hausach zugemutet wurde.)"51

Fürwahr eine Zumutung, wo er doch so intensiv mit der Wundermaschine
beschäftigt war und sich eine Kommission nach der anderen ins Haus
Ringstraße drängte. Ständig die Erfindung erklären, Telegramme verfassen,
Traktate sich ausdenken, zu Besprechungen eilen - und dann noch dauernd
die liebevollen Briefe mehrerer junger Frauen52 an den lieben Harry.

Die Antworten des Naziopfers überzeugen die Besatzungsmacht vielleicht
nicht, er muß länger sitzen. Der gefangene alleinstehende Familienvater
nutzt die Zeit und schreibt an die weltweit verteilte Verwandtschaft -
einer seiner Söhne hat Geburtstag. In der Zelle entsteht mit Bleistift ein
Gedicht für den Sohn in Schweden.53

Im Lauf des Jahres taucht eine neue Verehrerin auf, und die wird dann
offiziell seine Gattin.

Eine Dame in einem Offenburger Altersheim teilte 1997 telefonisch mit,
sie habe ihn Ende des Jahres 1946 geheiratet - als vierte Frau. Sie heißt
Gisela, ist knapp 36 und zieht mit ihm auf einen Bauernhof oberhalb von
Mühlenbach. Sie wohnen ab Mai 1947 in der Jagdhütte über dem Hof, an
der Haarnadelkurve der Straße zur Heidburg. Im Mai 1948 wird Tochter
Monika geboren, sie wächst nun die ersten Jahre dort auf. Tagsüber beobachtet
der Vater den Bauern bei der Arbeit und denkt sich neue Geräte aus,
mit denen das Mähen, Schneiden, Schlagen, Sägen verbessert werden kann
- und meldet Wundergeräte zum Patent an, korrespondiert zumindest intensiv
mit dem Patentamt. Er nimmt unter verschiedenen Namen Kontakt
auf zur deutschen bzw. europäischen Landmaschinenindustrie und lockt
wieder Experten ins Haus.

Dieses Mal nicht per Telegramm (die Familie nagt am Hungertuch,
noch viele Jahre wird es in den Briefen heißen „Signe hat noch kein Geld
geschickt" oder „Signe hat 60 $ geschickt"), sondern mit Briefserien, nach
Adressen aus dem Branchenbuch.54

Die Landmaschinenreformbewegung hoch oben über Mühlenbach zieht
sich viele Jahre hin und bezieht auch die folgende Gattin ein. Denn 1959
läßt er sich scheiden, Gisela soll die Ehe „geschmacklos" gebrochen haben
,55 und eine heftige Schlacht setzt ein über die Anwälte.

Dabei bleibt Heinrich Hansjakob auf der Strecke. Doch wir greifen vor.

Die einzige Hansjakob-Verfilmung, die es jemals gab

Harry Hasso und sein Gefolge bleiben auch in der Nachkriegszeit im Filmgewerbe
aktiv. Signe ist ohnehin weltweit unterwegs, macht auch Theatertourneen
(z.B. mit Hedda Gabler). Die französische Frauenzeitschrift


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