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Inge Jockers
früh gelernt. Die Aussteuer mußte angemessen ausfallen und der Arbeitswille
deutlich sichtbar sein. Der Gehorsam gegenüber den Eltern war für
den Zukünftigen die Gewähr, eine willige Bäuerin zu bekommen.
„Ha friehjer hen sie halt druf gschaut, ob eini was mitbringt, e große Bursdochter
isch. Un schaffe konn. Un sich was sage loßt. Des hen sie als gsaid, wenn eini sich
ebbis sage loßt vun de Eldere, no goht's immer. Du derfsch net stur si." (1916)
Gab es einen Sohn in der Familie, hatte das Mädchen keine Aussicht, den
elterlichen Hof zu übernehmen. Eine Frau äußerte einmal diesen Wunsch
gegenüber ihrem Vater. Sie bekam eine unmißverständliche Antwort.
„ Wo ich noch deheim gsi bin, hab ich mol zuem Wader gsaid, ha, de Hof kannsch au
mir gäe, ich schaff' jo au wie de Brueder. No het er gsaid, aber seil kann I sage,
seller wo d'Steg rufkummt un will unser Hof, seller fliegt hochkantig drieber nah. "
(1925)
Noch die Generation der Mütter der befragten Bäuerinnen hatte nicht die
Möglichkeit, ihren Mann selbst auszusuchen. Vor allem, wenn die Tochter
Hoferbin war, bestimmten die Eltern die Wahl des Ehemannes.
„Mini Muedder het als erzählt, de erschte Mann isch gstorbe, sie het net derfe sage,
was sie für einer will, wo sie widder ghierate het. Un s'erseht Mol scho net, sie isch
verwandt gsi, s'ware Gschwisterkind. Un de zweit Mae het de Vader widder gsorget
defir. Do hem mer der e Buur. Sie het ne gsehne doher laufe, ihre Vader mit dem
Mae. Do hem mer der e Buur, den bhältsch. Der het Geld ghae." (1912)
Die Mehrzahl der Frauen erzählte, sie habe sich ihren zukünftigen Mann in
den 30er bis 50er Jahren selbst ausgewählt. Allerdings war das Einverständnis
der Eltern und Schwiegereltern letztendlich doch Voraussetzung
für eine Heirat.
„Manche hen jo des gmacht: Ha, du goesch dort nae. Aber ich hab mir nix sage
lou." (1915)
„Ich han en selber usgsuechet. Oder er het mich usgsuecht." (1914)
Welche Rolle der Erhalt des Familiennamens dabei spielte, erfuhr eine
Frau, die als einzige Tochter die Hoferbin war. Ihr Vater versuchte, für
sie einen Mann gleichen Namens zu finden, damit der Hofname erhalten
bliebe.
„S 'Problem war, ich hätt solle e Maier (Name geändert) bringe. De Name, des war
im Vader wichtig. Der het in siebe Gmeinde am e Maier gsuecht. So viel Generatio-
ne isch jetzt der Name uf dem Hof un des soll jetz ufhere. Do sin drei Stick do gsi,
wo Maier gheiße hen, wo er brocht het. Des kannsch Du mich net zwinge. Des het
er dann au net." (1936)
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