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Inge Jockers
Persone hinne in dem einzige warme Raum. Glaube Sie, dass mer oft sich het mies-
se ieberlege, was ich schwätz. Ja wo kunnsch denn du her, het's glie gheiße. Do isch
mer durch ohne Murre." (1924)
Kindersegen: „Die sin halt kumme, no sin sie do gsi" (1915)
Die Kinderzahl auf den Schwarzwaldhöfen war bis in die 60er Jahre des
20. Jahrhunderts groß. Vier bis zehn Kinder waren die Regel. Die vielen
Geburten schwächten die Frauen. Die Kindersterblichkeit war hoch. Nach
außen nahmen die Frauen die Geburten als selbstverständlich hin. Bei genauerem
Hinhören klingt leichte Kritik an der sexuellen Abhängigkeit an.6
Familienplanung wie heute kommt ihnen in den Sinn, die damals undenkbar
gewesen sei.
„ Früher het 's keini Pille gehe. Wege dem hen sie soviel Kinder ghoe. Un do het e
Frau vielmol Kinder miesse hoe, bis sie nimmi het kenne. " (1925)
Zum einen wurden Kinder als Arbeitskräfte auf den Höfen gebraucht. Sie
ersetzten die Mägde und Knechte. Zum anderen war der Einfluß der Kirche
und der Gemeinde auf die einzelnen Frauen groß. Kam nicht in regelmäßigen
Abständen ein Kind, wurden ihnen Verhütung oder Vermeidung
unterstellt.
„ Wenn do eins verhierat war un isch geh biechte gonge, un het gsagt im erschte
Johr, dass es net schwanger war, no het de Pfarrer d'Hell heiß gmocht. " (1925)
Die Zeiten der Schwangerschaften verliefen für viele Frauen schwierig.
Mit Rücksichtnahme auf ihren Zustand konnten sie nicht rechnen.
„Ich war vielmols schwanger. Am Marge hel's Supp gäe, weißi Supp, schwarzi
Supp. Un des han 1 immer bräche. No han 1 als gar nix gesse. Ebbis z'sage, seil hab
ich mich lang net getraut. Die hen ihri Supp gmocht. Un ich han net kenne daher
kumme un alles umstülpe." (1929)
Da ihre Arbeitskraft auf dem Hof gebraucht wurde, arbeiteten sie ununterbrochen
bis zum letzten Tag vor der Niederkunft.
„Ich hab ein Mann emol Welschkorn ieglegt in d Furche. No hab 1 zuem gsaid,
wenn emol d 'Gabel ellei im Feld stoht, no weisch wo I bin. In de Nocht hab I no au
e Kind kriegt. Ich hab scho Wehe ghoe im Acker." (1925)
Viele der Frauen gebaren ihre Kinder noch zu Hause. Die Hebamme begleitete
sachkundig die Geburt und kümmerte sich eine Woche lang um die
Wöchnerin.
„Hab alli deheim kriegt. Mir hen e guede Hebamme ghoe. D'Doktor hen se uf de
Lalt ghoe {konnte sie nicht leiden), die isch e Doktori gsi." (1916)
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