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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 611
(PDF, 140 MB)
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..Ha. hit denk i, wie hab ich au des alles gmocht"

611

Eine Woche lang blieb die Wöchnerin im Bett. Sechs Wochen insgesamt
durfte sie das Haus nicht verlassen.

„Do isch mer hall drinne bliebe. Sechs Wach isch 's gonge, bis de us em Hus bisch."
(1916)

Die Kinder wurden bald nach der Geburt getauft. Ein ungetauftes Kind
hatte nicht den Segen Gottes, falls es sterben würde. Die Mutter war bei
der Taufe nicht dabei. Vater, Hebamme und Paten gingen zur Taufe.

„Den het mer se meischtens deift mit vierzehn Dag, manchmol noch friehjer. Un
d'Mueder isch net emol mitgonge. Do hen sie gsaid, du komisch noch net nus. No
isch d'Gote un de Getti deine gsin. " (1925)

Der erste Gang der katholischen (ursprünglich auch der evangelischen)
Mutter außer Haus führte in die Kirche zur Aussegnung.7 Die Frau mußte
vor dem Gottesdienst zum Pfarrer gehen und ihm mitteilen, daß sie zur
Aussegnung gekommen sei. Nach dem Gottesdienst wurde die mitgebrachte
Kerze angezündet und der Pfarrer sprach die Aussegnung. Den Vorgang
der Aussegnung erlebten viele Frauen als peinlich. Es fiel ihnen schwer,
genau zu sagen, weshalb sie es so erlebten. Zum einen, weil damit vor allen
Leuten bekannt wurde, daß sie Mutter geworden sind. Die Vorgänge
um eine Geburt und um Sexualität wurden als Geheimnis behandelt. Darüber
wurde nicht geredet. Die Frauen hatten auch das Gefühl, durch die
Geburt würden sie von der Kirche als unrein angesehen werden. Ausgesegnet
wurden nur Mütter, die in kirchlich geschlossener Ehe lebten.

„Der erschte Weg von de Mutter isch in d'Kirch gsi, zum Ussegne. Vorher isch se
niene no. Do isch mer in d'Kirch gonge. Un geniert het mer sich au e bissli. Un no
hesch guckt, dass de de Pfarrer verwisch, bevor dass andere Lit in de Kirch sin
gsi." (1925)

„ Un no het mer z'erseht miesse in d Kirch un no isch mer aussegnet wore. Der Leib
het miesse zerscht ausgsegnet wäre. Ich weiß net, isch des e Unreinigkeit gsi, wenn
mer e Kind gebore het. " (1929)

„Peinlich war's. Ha no hen die andere alli gwißt, aha, die het e Kind ghoe. Des isch
friehjer arg verheimlicht wore." (1925)

Für den Fortbestand des Hofes und den Erhalt des Familiennamens war die
Geburt eines Jungen in den Augen der Bauern wichtig. Die Frauen erlebten
die Geburt eines Mädchens als nicht erwünscht. Dadurch wurde der Umgang
mit dem weiblichen Kind von vornherein geprägt.

„ Wenn e Bueb uf d'Welt kumme isch, het de Vader si Stolz ghoe. Die sin viel werter
gsi. Ha des isch widder e Hoferbe. Wegem Name, de Name. " (1925)


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