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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 621
(PDF, 140 MB)
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„Ha, hit denk i, wie hob ich au des alles gmocht"

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Hatten die Frauen ihre Tage, mußten sie Regeln beachten, die ihnen ihre
Mütter bei ihrer ersten Periode mitteilten. Die Regeln bezogen sich unter
anderem auf die Ernährung.

„Jesses Gott, selli erseht Predigt, wo uns d'Mueder verzehlt het. Wenn der Period
ghoe hesch, hesch derfe kei suhri Bohne esse, kei Suhrkrut, kei Salat." (1925)

Ebenso betrafen die Regeln den Umgang mit Wasser. Die Frauen durften
sich nicht waschen und keine Wäsche waschen.

„Kopf net abwesche, keini Bei wesche. Un isch in de Em manchmol gsi. Un no
hesch miesse de gonz Dag im Emacker stoh. Striempf hesch miesse oe hoe. Un
d'Bei sin aber doch no dreckig gsi. Un no hesch halt derfe bloß e fiechter Lumpe
nehme un d'Fieß abriebe." (1925)

Der Umgang mit Nahrungsmitteln unterlag während der Menstruation
ebenfalls Verbotsregeln. Es durfte nicht konserviert werden, weder Marmelade
eingekocht noch Sauerkraut eingelegt. Die Frauen durften nicht mit
konservierten Nahrungsmitteln wie Sauerkraut oder sauren Bohnen in
Berührung kommen.

„Do het au eini derfe nix iemoche. Oder Suhrkrut iemoche, des hesch net derfe.
Oder an d'Suhrkrutstonde goe, keins hole. Un wenn de allei gsi bisch, was hesch
gnumme, no hesch de Kiechlespitz gnumme un hesch's rus gholt. "(1925)

Männer scheinen diese Regeln kontrolliert zu haben und Zuwiderhandlungen
wurden öffentlich gerügt zur Beschämung und Demütigung der
Frauen.

„S'Vogtsbure Adelheit war e Vierteljahr bi uns Magd, vun de Em bis Wiehnachte.
Un de Stinnesjörg isch Knecht gsi. Mir hen gerntet. Un am Vomiiddag isch 's verdammt
heiß gsi. Un die het ihri Tage ghoe. Un jetz, wo sie heimkumme isch, isch die
an de Brunnetrog un het die Bei gwescht, kei Hos un nix oe. Un no isch de Stinnesjörg
rie klimme zuem Vadder: Bur kum mol do rus un guck des Ding oe. S'ganz
Wasser hen sie abgloßt. An dem Dag isch kei Vieh tränkt wore. Des vergiß I net."
(1920)

Auch beim Schlachten wurden die Frauen weggeschickt, wenn sie menstruierten
.

„E Metzger, der het als bi uns gmetzget. Un no het er gfrogt als, was isch, sin alli
kuscher? Un selli, wo e roter Kopf kriegt het: Du verschwindesch. Do het nieme
derfe an de Wurscht ebbis rum moche." (1925)

Die Frauen durften keine Kirschen brechen, da sonst der Kirschbaum eingehen
würde. Wieder waren es Männer, die die Frauen zur Rede stellten.
Diese mußten öffentlich ihren Zustand eingestehen, der doch tabuisiert
war. Sie fühlten sich gedemütigt.


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