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638 Junge Autoren
Dimitri Koop
lieh wäre. Meine kleine Schwester und ich sollten auch das Gepäck tragen
helfen. Uns begleiteten viele Freunde meiner Eltern zum Zug. Weiter sollten
wir alleine fahren. Zuerst fuhren wir mit dem Zug nach Yuzhno-
Sakhalinsk. Es ist die Hauptstadt der Insel. Dort befand sich ein großer
Flugplatz. Von Yuzhno-Sakhalinsk aus flogen wir nach Novosibirsk zu
meiner Oma, die in der Mitte Sibiriens wohnt. Nach zwei Wochen fuhren
wir von dort nach Moskau, zweieinhalb Tage lang mit dem Zug. Wir blieben
ein paar Tage dort bei dem Freund meiner Eltern, um die Papiere auszufüllen
. Als das erledigt war, flogen wir nach Deutschland. Wir kamen
am Hannover-Flugplatz an. Mit dem Bus wurden wir nach Kiel in ein
20stöckiges Hotel gebracht. In diesem Hotel war es sehr schön, es gab dort
einen kleinen Zoo und einen Spielzeugladen. Als ich das erste Mal dort
hineinkam, war ich ganz verwirrt, denn ich sah noch nie so viel Spielzeug.
In diesem Hotel wohnten wir zusammen mit einer anderen Familie in einer
Zimmerwohnung für etwa eine Woche. Das Essen bekamen wir kostenlos,
immer dasselbe: zum Frühstück und zum Abendessen das Brötchen, die
Marmelade, den Käse, die Wurst und den Hagenbuttentee durften wir trinken
, soviel und wann wir wollten. Nach drei Tagen entschieden wir uns in
den Laden zu gehen, um uns was anderes zum Trinken zu kaufen. In dem
Laden neben dem Hotel war alles viel zu teuer. Wir gingen in ein Nachbarschaftsdorf
zum Einkaufen. Der Weg lag zwischen den Feldern. Überall
standen sehr hohe Windräder für die Stromversorgung. So was sah ich später
in Süddeutschland nicht. Wir kauften uns endlich den schwarzen Tee,
den Kaffee, Cola, Fanta usw. Meine Mutter gab viel Geld von unserem
Vermögen aus. Wir verstanden, daß wir von unserem Geld, das wir von
Rußland mitbrachten, in ein paar Wochen einfach alles aufessen könnten.
Das war traurig zu verstehen. Unsere Unterlagen wurden von den Beamten
überprüft und wir durften endlich zu den Eltern meines Vaters nach Süddeutschland
fahren. Erst fuhren wir mit dem Zug nach Tübingen. Wir mußten
für zwei Tage dort in einem Übergangswohnheim bleiben. Offenburg
war unser nächster Halteplatz. Von dort aus fuhren wir mit dem Taxi nach
Zell in das Übergangswohnheim in der Kappellenstraße. Wir waren am
Ziel unserer Reise. Was uns bei dem ganzen Weg von Nord- nach Süddeutschland
besonders auffiel waren die Felder, die Wälder, die Häuser
und die Straßen, die sehr gepflegt aussahen.
Die erste Zeit im neuen Land
In dem Übergangswohnheim bekamen wir ein Zimmer, in dem wir wohnen
durften. In unserer Abteilung wohnten noch drei andere Familien mit
Kindern. Jede Familie hatte eigene Zimmer, die Badezimmer waren eins
für je zwei Familien und die Küche war für alle. Vom Hausmeister liehen
wir einen Elektroherd mit zwei Platten, vier Teller, Tassen, Gabeln, Löffel
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