http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2001/0670
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Mitteilungen
ist noch unklar. Ihm schließt sich eine steil abfallende Grube (Befund 6)
an, die sich auch in den anstehenden Lößlehm senkt. Wie tief diese Grube
reicht, konnte nicht ermittelt werden, auch die Ausdehnung des Befundes
mußte auf Grund der geringen Größe der Baugrube unklar bleiben. Das
wenige Fundmaterial dieser Grube deutet auf Verfüllung in römischer Zeit
hin.
Ziegelgedeckte Gebäude mit bemaltem Wandverputz
Die meisten der bekannten Fundstücke vom Offenburger „Stadtbuckel" aus
früheren Notbergungen weisen eine teilweise starke Abrollung auf, wurden
also wahrscheinlich in der Kinzig zusammen mit Sand und Kieselsteinen
vom Wasser abgerieben. Man kann annehmen, daß diese abgerollten Fundstücke
mit Kies aus der Kinzig in die Stadt geholt wurden. Die Funde in
der Kittelgasse stammen jedoch nicht aus dem Kinzigbett, sie weisen keine
Abrollung auf. Eine römische Siedlung in unmittelbarer Umgebung ist anzunehmen
- dafür gibt es jetzt die ersten eindeutigen Hinweise:
Gerade die massive Packung von Leistenziegeln in Befund 2 lassen auf
ein römisches Gebäude mit einem ziegelgedeckten Dach in nächster Nähe
der Fundstelle schließen. Bruchstücke von bemaltem Wandverputz weisen
auf eine qualitätsvolle Ausgestaltung der Räume hin! Das Fundmaterial
weist in die Zeit Ende 1./Anfang 2. Jahrhundert hin.3 Ob es sich bei der
Grube Befund 6 etwa um einen verfüllten römischen Erdkeller oder ein
frühmittelalterliches Grubenhaus handelt, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt
nicht geklärt.
Über Größe und weiteres Aussehen des/der Gebäude können nur weitere
Untersuchungen Ergebnisse bringen.
Verpaßte Chance
Mit den Bauarbeitern vor Ort kam man ins Gespräch. Sie zeigten sich
hilfsbereit und verständnisvoll. Sie wurden über die Bedeutung der Fundstelle
informiert. Zeitliche Absprachen wurden getroffen: Nachdem ein
Baggertermin mehrere Wochen immer wieder verschoben wurde, versprach
der Baggerfahrer, rechtzeitig Bescheid zu geben. Doch leider hielt
man nicht Wort: Ein etwa 10 m langer Fundamentgraben hätte weitere
Aufschlüsse geben können! Die Baggerarbeiten und die anschließende
Verfüllung mit Kies und Beton wurden durchgeführt, ohne daß die Verfasser
davon benachrichtigt wurden.
So wurde in Offenburg leider wieder eine Chance verpaßt, weitere Details
über die römische Vergangenheit der Stadt zu erfahren. Bleibt nur zu
hoffen, daß zukünftige Bodeneingriffe gemeldet, sachkundige Beobachter
hinzugezogen und betroffene Bauarbeiter kooperativ sein werden.
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