Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
81. Jahresband.2001
Seite: 680
(PDF, 140 MB)
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Buchbesprechungen und Hinweise

delte sich das Bild nach 1840: Auch Frauen
aus dem gehobenen Bürgertum und
vereinzelt aus dem Adel bewarben sich
um Anstellung in den Landespflegeanstal-
ten und Frauengefängnissen. Einigen gelang
dabei der Aufstieg bis zur Oberaufseherin
. Die zunehmende Technisierung im
Staatsdienst brachte neue Berufe für Frauen
. 1864 wurden die ersten Telegrafengehilfinnen
von der Verwaltung der badischen
Verkehrsanstalten eingestellt. Der
wachsende Geschäftsanfall und der dadurch
bedingte Personalbedarf bei Post
und Bahn führten in den folgenden Jahren
zu einer wachsenden Beschäftigung weiblicher
Hilfskräfte. Mangels Aufstiegschancen
und wegen des geringen Gehaltes
waren diese Stellen für Männer zunehmend
unattraktiv geworden. Die Zahl der
Fernsprechgehilfinnen stieg mit der Verbreitung
des Telefons rasch an. Das
„Fräulein vom Amt" wurde zu einer populären
Bezeichnung dieses weiblichen
Berufsfeldes. Außerdem erledigten sie einfache
Büroaufgaben, während kontrollierende
und administrative Tätigkeiten ihren
männlichen Kollegen vorbehalten blieben.
Für viele Frauen bot sich dadurch langfristig
der Aufstieg zum Telegrafisten und
die Möglichkeit zum Einstieg in die Laufbahn
des Post- und Eisenbahndienstes. In
finanzieller Hinsicht war die Einbindung
von Frauen selbst in beamtenrechtlicher
Stellung noch immer kostengünstiger als
die von Männern, denn die Fernsprech-
und Telegrafengehilfinnen erhielten von
vornherein eine geringere Bezahlung - ein
Vorgehen, das, wie in allen anderen Wirtschaftszweigen
auch, völlig unreflektiert
als selbstverständlich vorausgesetzt wurde
. Ähnliches läßt sich auch für die Maschinenschreiberinnen
feststellen, die seit
1892 zunehmend in den Kanzleien der badischen
Verwaltung beschäftigt wurden.

Als weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit
behandelt Gudrun Kling die Entwicklung
der Lehrerin als erstem professionalisier-
tem Frauenberuf. Als Lehrerinnen im öffentlichen
Schuldienst wirkten in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem
Ordensfrauen aus den (nicht säkularisierten
) Lehr- und Erziehungsorden, welche
den Unterricht für Mädchen in den Klosterschulen
erteilten. Neben die Ordensleute
traten bis zur Jahrhundertmitte auch
weltliche Lehrerinnen, die an den neu gegründeten
Mädchenschulen beschäftigt
wurden. Die Durchsetzung der staatlichen
Schulaufsicht und die Einführung der Simultanschule
in Baden 1876 führten
schließlich zu einem vermehrten Einsatz
staatlicher Lehrerinnen an öffentlichen
Schulen. Als letzte Berufsgruppe wird
schließlich die Gewerbeinspektorin behandelt
. Die erste Fabrikinspektorin wurde
im Jahre 1900 eingestellt und war zugleich
die erste akademisch gebildete
Frau im höheren Dienst in Deutschland.

Die Verfasserin erarbeitete ihre sozialgeschichtliche
Studie auf der Grundlage
einer breiten Materialbasis aus verschiedenen
Quellen, unter denen vor allem die
sehr ergiebigen Bestände an Personalakten
zu nennen sind. Neben einer ausführlichen
historischen und soziologischen
Strukturanalyse wertete sie außerdem die
einschlägigen Gesetze und Verordnungen
des Großherzogtums und des Deutschen
Reiches aus. Die Frauenbeschäftigung
wird in den behandelten Berufsgruppen
anhand der Stellenprofile, Einstellungsvoraussetzungen
, Rekrutierungsprofile,
Arbeitsbedingungen, Gehalt und Pension
systematisch untersucht und dargestellt.
Auch die unterschiedlichen Positionen der
Frauenverbände werden behandelt. Dabei
zieht sich die differenzierte rechtliche und
finanzielle Behandlung der Frauen gegenüber
ihren männlichen Kollegen wie
ein roter Faden durch die Dissertation von
Gudrun Kling. Die geltenden Beamtengesetze
waren durch die Vorstellung vom
Ideal der bürgerlichen Hausfrau und der
Priorität des Schutzes der Familie geprägt.
Eine Beschäftigung wurde nur so lange
als nötig erachtet, bis eine Frau „versorgt"
war. Frauen wurden zunächst nicht fest
und jederzeit kündbar angestellt. Sie er-


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