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702
Ehrungen
Historiker, Archäologe und
Museumsleiter aus Leidenschaft -
Josef Naudascher
zum 70. Geburtstag
Im vergangenen Jahr konnte der passionierte Heimatforscher
Josef Naudascher, der am 14. Mai 1930 in Mahlberg geboren
wurde, seinen 70. Geburtstag feiern. Die großen Verdienste
des Jubilars um die Geschichtsforschung, insbesondere
um die Archäologie seiner Heimat, wurden bereits 1984 mit
der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Band durch Bundespräsident Carstens
gewürdigt.
Schon als Neunjähriger kam der Jubilar mit der Archäologie in Verbindung. Sein Interesse
an Ausgrabungen und an der Erforschung der Besiedlungsgeschichte, das ihn dann
zeitlebens nicht mehr los ließ, wurde 1939 geweckt, als bei militärischen Schanzarbeiten in
Mahlberg ein Keltengrab mit den Überresten eines Mädchens gefunden wurde. Um nun seinen
Wissensdurst zu stillen, besorgte er sich, von seinem Vater unterstützt, entsprechende
Literatur. Als 1945 am Ende des Krieges wiederum Schanzarbeiten in der Hügelzone von
Mahlberg ausgeführt worden waren, machte er seine ersten eigenen Funde aus der Römerzeit
. Viele Jahre später, nach Vollendung der Berufsausbildung, bildete er sich bei zahlreichen
und intensiven Besuchen der römischen Ruinen auf dem Mauerfeld von Lahr-Dinglin-
gen selbst weiter und schulte dabei seinen Blick für relevante Bodenerhebungen und mögliche
Fundstellen. So entdeckte er ab 1972 römische Ruinen bei Mietersheim, Friesenheim,
Niederschopfheim, Zunsweier und Mahlberg und fand Reste römischer Siedlungen bei Wittenweier
, Kappel, westlich von Lahr-Dinglingen und bei Sasbach/Achern.
Aber auch viele Ausgrabungen aus anderen Epochen wurden von Josef Naudascher im
Laufe seines bisherigen Lebens initiiert und teilweise auch geleitet. Hervorzuheben sind
insbesondere die Entdeckung eines zweiten keltischen Fürstengrabes von Kappel am Rhein
und der Fund des fränkisch-alemannischen Adelsgrabes von Mahlberg.
Seinen außergewöhnlichen Einsatz vor Ort ergänzte er durch zahlreiche fundierte Veröffentlichungen
zur Ur- und Frühgeschichte in den Jahresbänden der .,Ottenau" von 1975.
1976 und 1977. Im Burgenband von 1984 bearbeitet er außerdem die Gisenburg bei Etten-
heimmünster.
Sehr früh wurde das Landesdenkmalamt auf diesen außerordentlich engagierten und erfolgreichen
Forscher aufmerksam und hat ihn zum ehrenamtlichen Beauftragten in der Or-
tenau berufen. 1974 gründete er die Fachgruppe Archäologie im Historischen Verein, die er
bis 1999 tatkräftig leitete. Überdies verfaßte er alljährlich die Tätigkeits- und die Fundberichte
für das Jahrbuch des Vereins. Verdienstvoll sind auch seine Kontakte zu den Elsässi-
schen Geschichtsvereinen, die zu besserem gegenseitigem Verständnis und zur Befruchtung
der gemeinsamen historischen Arbeit führten.
Für seine großen Verdienste um den Historischen Verein für Mittelbaden wurde er 1986
zum Ehrenmitglied ernannt, hatte er doch zusätzlich zur erfolgreichen Leitung der Fachgruppe
Archäologie noch von 1970 bis 1973 den Vorsitz der Ettenheimer Mitgliedergruppe
übernommen, 1971 die Hauptversammlung des Vereins in Ettenheim organisiert und von
1972 bis 1999 das Amt eines Beisitzers im Hauptverein wahrgenommen.
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