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Adel in der nördlichen Ottenau
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der, die Schauenburg, verschiedene Staufenberger, die Windeck, die Mollenkopf
vom Rieß und die Helt von Tiefenau; aber es gab in ihrem Kreis
auch schon andere, die mitunter von weit her stammten, so beispielsweise
die Haller von Hallerstein aus Nürnberg oder die Breder von Hohenstein,
vom Mittelrhein.
Im Laufe der folgenden Generationen nahm der Anteil der eigentlich
bodenständigen Familien immer mehr ab, jener der auswärtigen hingegen
immer weiter zu. Eine Matrikel von 1790 kennt von den alten Ortenauer
Geschlechtern nur noch die von Neuenstein, die Röder von Diersburg und
die von Schauenburg, darüber hinaus die aus dem Straßburger Patriziat
hervorgegangenen Böcklin von Böcklinsau, Wurmser von Vendenheim und
Zorn von Bulach. Hinzugekommen waren bis zum Ende des Alten Reiches
vor allem viele Familien aus dem Elsaß, so beispielsweise die von Berkheim
, von Berstett, von Botzheim, von Oberkirch, von Rathsamhausen,
von Türckheim und Waldner von Freundstein, auch solche aus dem Pfälzer
Raum (Eckbrecht von Dürckheim), aus Franken - erinnert sei an die Bibra,
Dungern, Erthal und Franckenstein -, aus Thüringen (Brandenstein), vom
Niederrhein (Blittersdorff) oder von noch weiter her, wie etwa die von
Neveu aus der Provinz Anjou und die von Bodeck aus Preußen.76
Am personenstärksten waren freilich auch nach der Matrikel von 1790
noch immer die Röder von Diersburg und die von Schauenburg, jeweils
mit nicht weniger als sieben Agnaten. Aber auch diese Familien waren mit
ihren Engagements nicht einfach in der Ortenau sitzengeblieben, sondern
haben mit vielen Angehörigen ihr Glück nicht selten in der Fremde gesucht
. Mehr denn je war es für den Adel der Neuzeit wichtig, Dienste zu
nehmen, an Fürstenhöfen und auf Schlachtfeldern nach Ehre zu streben. So
stand am Ende des 18. Jahrhunderts Ludwig Karl Friedrich Röder als
Obristjägermeister in Diensten des Fürsten von Nassau-Weilburg in Kirchheimbolanden
am Donnersberg; sein Vetter Christian Ernst war französischer
Hauptmann und markgräflich badischer Kammerherr; auch Christian
Emsts Bruder Ferdinand August war französischer Hauptmann und hernach
großherzoglich badischer Kammerherr; Philipp Ferdinand Röder war
herzoglich braunschweigischer Kammerherr und Hauptmann, Karl Ferdinand
und Georg Röder standen in badischen Diensten, Ludwig Egenolf
Christian war württembergischer Leutnant in Stuttgart. Die Schauenburger
haben ebenfalls bei vielen verschiedenen Herren Dienste genommen und
lebten nicht selten in Straßburg.
Dienstnahme bei beliebigen weltlichen und geistlichen Fürsten des Heiligen
Römischen Reichs Deutscher Nation, in der französischen Armee mit
Rängen bis hinauf zum Feldmarschall, die Mitgliedschaft in hohen und
höchsten französischen Kriegs- und Zivilverdienstorden, dazu Wohnsitze
in Straßburg oder anderen Orten im Elsaß waren für den Ortenauer Adel
am Ende des 18. Jahrhunderts keine Seltenheit, ja beinahe die Regel.77 Die
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