Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 112
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0112
112

Walter Ernst Schäfer

Straßburg aufgenommen. Das war ein für die Ausbildung künftiger Theologen
bestimmtes Internat, in dem Söhne Straßburger Bürger mit einem
Stipendium versehen und unterrichtet wurden. Man fragt sich, wie das
möglich war. Der Vater der beiden Moscherosch war zwar 1634 mit der
Familie nach Straßburg geflüchtet, hatte aber kein Bürgerrecht, war sozusagen
Ausländer und die Familie war durch den Verlust ihrer Güter in
Willstätt verarmt.4 Es ist gut möglich, dass da schon der ältere Bruder seine
Hand im Spiel hatte. Kam er doch im gleichen Jahr 1642 von seiner
Amtmannstelle in Lothringen vertrieben nach Straßburg zurück und erwarb
das Bürgerrecht der Stadt durch Einkauf. Jedenfalls war der Lebensweg
Quirin Moscheroschs durch seine Aufnahme in das Collegium Wilhelmita-
num vorgezeichnet. Er studierte zwischen 1645 und 1648 lutherische
Theologie an der Universität Straßburg und wurde Pfarrer. Johann Michael
hatte ein Auge auf ihn während des Studiums. Man weiß aus anderen
Quellen, dass die Theologiestudenten in Straßburg selbstbewusst auftraten,
sogar häufig einen Degen trugen. Eine Textpassage in den .Gesichten Phil-
anders von Sittewalt', wo der Satiriker Johann Michael Ausschreitungen
von Studenten tadelt, lässt vermuten, dass auch Quirin in Gefahr stand, gewissen
Versuchungen zu erliegen.5 „Und du Reiner?" - Reiner von Sittewalt
war der Dichtername, den sich der jüngere Moscherosch schon zugelegt
hatte -

„ Und du Reiner / sprach ich, du sihest wie brüderlich ich dich zu
ruck gezogen / erkenne du diese Genade / und gebe Gott danck /
und thue denen nach mir / wie ich jetzt an dir gethan habe. Reiner
sprach / und nun erkenne ich auch / daß mich Gott auß sondern
Genaden für den Undergang erhalten hatt."

Auch erkannte Johann Michael an seinem Bruder schon früh eine gewisse
poetische Begabung. Er bestätigte ihn darin, indem er ihm schrieb:6

„Poetica tractire also. Natura hast du einen Spiritum Poeticum,
der ist eine grosse Gab Gottes / und kan ein solcher Mann / mit
einem Wort so viel und oft mehr / ausrichten / als ein anderer /
mit einem langen Geschwätz / da kein Geist noch Kraft innen ist.
Diesen spiritum Poeticum, Castum, Divinum, excolire mein Bruder!"

Allerdings wollte Johann Michael der poetischen Ader Quirins eine gewisse
Richtung geben. Es sollte ein „spiritum castum, divinum" werden. Er
empfahl dem künftigen Pfarrer, sich der geistlichen Dichtung, der Lyrik
zur Erbauung der Gemüter, zu widmen. Quirin hat im Wesentlichen, aber
doch, wie wir sehen werden, nicht ganz, sich an diese Empfehlung gehalten
.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0112