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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 115
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Quirin Moseherosch und sein älterer Bruder Johann Michael

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Soll dieses Lehrers Nam ich ganz und gar verschweigen ?
Soll ich ihn nicht vielmehr mit grossem Ruhm anzeigen,
Der sonsten jedermann in weit und breitem Land
Durch seine Dichtkunst ist aufs rümlichste bekannt?
Reiner von Sittenwaldt heist er verblümter Weise,
Quirinus Moscherosch mit Wahrheit ich ihn heisse;
Zu Bodersweyer Er ein Hirt, der Seelen lehrt,
Von der Hanauischen Grafschaft gar sehr verehrt.
Dank, Ehre, Preiß und Ehr werd ich auch Ihme geben,
So lang ich reden kann, und weil ich hab das Leben.
Das starke Engelheer sich stets um ihn her lager'
Daß wohl gesichert sey mein günstiger Herr Schwager,
Weil meine Schwester er genommen zu der Eh',
Daß ihm und seinem Hauß lang lebend wohl ergeh. "

Der Unterricht in der Sprachlehre und in der Verskunst schlug gut an. Zwei
Jahre nach dem Besuch aus Bodersweier, 1648, dichtete der blinde Johann
Hübner eine Arie auf den Friedensschluss von Münster und Osnabrück und
widmete sie dem schwedischen Oberbefehlshaber, dem Pfalzgrafen Karl
Gustav, der später König in Schweden wurde. Er getraute sich, seine Verse
selbst Kennern der Poesie zu präsentieren. Von der Schwester Susanne,
der Pfarrfrau von Offendorf und Bodersweier, weiß man leider sehr viel weniger
.

Erst fast zwanzig Jahre später, 1668 also, kehrte Moscherosch, wohl mit
seiner Frau, noch einmal nach Nürnberg zurück. Da war er kein Unbekannter
mehr, vielmehr ein gefeierter Poet. Schon unterwegs, in der Freien
Reichsstadt Nördlingen, sieht man ihn in vertrautem Umgang mit den
Amtsträgern und Honoratioren der Stadt, denen er zum Geburtstag, auch
zur Wiedergenesung nach einer Krankheit, eigene Verse widmete.'4

Aber auch daheim in Bodersweier, seiner zweiten Pfarrstelle ab dem
Palmsonntag 1655, und über Bodersweier hinaus im Hanauerland, war
Moscherosch nun ein geachteter Geistlicher und Poet. Welche Stellung er
in der Grafschaft, die sich von Lichtenau im Norden bis Willstätt im Süden
erstreckte, einnahm, wurde zum Beispiel bei der Einweihung der neuen
Kirche in Willstätt am 15. Juli 1657 deutlich. Der Ortspfarrer von Willstätt,
Johann Schubbaeus, hielt die Festpredigt, aber Quirin Moscherosch war
dazu ausersehen, die Festlichkeiten zu arrangieren. Er steuerte eine ganze
Serie von Festgedichten bei.15 Darin lobte er den regierenden Grafen,
Johann Reinhard IL, der von 1652 bis zu seinem Tod 1666 die Herrschaft
innehatte. Das war nicht bloße Hofdienerei. Johann Reinhard war ein klügerer
und besserer Landesvater als seine Vorgänger. Er machte vom Regierungsantritt
an beträchtliche Anstrengungen, zuerst die abgebrannten und


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