Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 136
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0136
136

Irmgard Schwanke

Einzelheiten des Kaminkehrens und insbesondere der Bezahlung regelten
in den Städten Ratsdekrete. Für Offenburg ist ein solches Dekret aus
dem Jahr 1759 erhalten. Es legte fest, dass alle Einwohner, die in ihren
Häusern viel Feuer machten, nämlich Bäcker und Wirte, einmal im Quartal
, die anderen zweimal jährlich, ihre Kamine „durch den bestellten Ca-
minfeger" kehren lassen mussten. Die Preise waren nach Stockwerken gestaffelt
.21 Sieben Jahre später wurde in einer Feuerordnung festgelegt, dass
der „geschwohrene Caminfeger" alle Vierteljahre von Haus zu Haus gehen
und die Kamine überprüfen solle.22

2. Der Zinngießer Sartori

Der bereits erwähnte Franz Anton Sartori war nicht nur als Kaminkehrer
tätig. Er war gleichzeitig Zinngießer und übte damit einen Beruf aus, der
ebenfalls typisch für italienische Zuwanderer war.23 Sartori stammte aus
dem Mailändischen und hatte zuvor in Waldkirch gewohnt.24 Seinem Bruder
Carl Moriz war 1750 die so genannte bürgerliche Vertröstung25 in
Offenburg zugesagt worden. Franz Anton erhielt im Jahr 1754 das Bürgerrecht
, nachdem er angegeben hatte, er habe bereits ein Haus in der Stadt
gekauft und sei „willens ein[e] burgfers] Tochter zu heurathen".26 Das gekaufte
Haus befand sich in der Langegasse und blieb bis 1781 in seinem
Besitz. 1779 erwarb Sartori ein Haus in der Franziskanergasse, der heutigen
Alte Langestraße.27 Die in Aussicht gestellte Heirat mit einer Bürgerstochter
fand im darauf folgenden Jahr statt. Sartori heiratete Maria Anna
Cordula Ellmereich, die Tochter von Johann Ellmereich, einem aus dem
Bregenzer Wald stammenden Steinmetz, der bereits seit über dreißig Jahren
in der Reichsstadt lebte.28 Die Verknüpfung von Bürgerrechtsgewährung
und der Ehe mit einer Bürgerstochter war eine Strategie, die in vielen
Städten verfolgt wurde. Es ging darum, zusätzlich zur rechtlich formalen
Aufnahme, die soziale Integration in einheimische Familien und damit in
die Stadtgesellschaft zu fördern.29

Es ist nicht bekannt, in welchem Umfang Sartori neben dem Kaminkehren
das Handwerk des Zinngießers ausübte. Häufig arbeiteten italienische
Zinngießer nicht als niedergelassene Handwerker, sondern sie zogen umher
und wurden von den ortsansässigen Meistern als lästige Konkurrenz
bekämpft.30 Die fest ansässigen Zinngießer waren in Zünften organisiert
und fertigten Dachrinnen, Weihwasserkessel oder Tafelzinn, um nur einige
Beispiele zu nennen. Zu ihnen dürfte auch Franz Anton Sartori gehört haben
. Er war Mitglied der Schmiedezunft.31 Dafür, dass Sartori sein Handwerk
neben der Kaminkehrerei auch tatsächlich ausübte, spricht die Tatsache
, dass nach seinem Tod noch sein „Kandtengießerwerkzeug", also das
Zinngießerwerkzeug, vorhanden war. Dieses wurde dem bei der Witwe
Franz Antons wohnenden Bruder Carl zugesprochen unter der Bedingung,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0136