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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 143
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Von Kaufleuten, Kaminfegern und Zinngießern

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habe zwar ein Haus für 700 Gulden gekauft, bislang allerdings nur den
fünften Teil daran bezahlt.72 Erst eineinhalb Jahre nach der Eheschließung
wurde der Rat ein letztes Mal in der Angelegenheit tätig und bestimmte,
dass nun endlich die noch „übrigen mobilien" ausgeliefert werden sollten.73
Im Fall Magon/Witsch sind Einwände gegen die Heirat dokumentiert,
weil die Verwandten die Angelegenheiten vor den Rat und damit eine öffentliche
Instanz brachten. Man kann vermuten, dass auch andere Ehen
zwischen Italienern und Deutschen mit Skepsis betrachtet wurden. Nichtsdestotrotz
bleibt festzuhalten, dass die Einheirat in einheimische Familien
möglich war und mehrfach praktiziert wurde. Zwar sind die anhand des
Offenburger Quellenmaterials erhobenen Zahlen zu klein, um daraus allgemeingültige
Schlüsse zu ziehen; der Blick in Untersuchungen zu anderen
Städten bestätigt jedoch den beträchtlichen Umfang italienisch-deutscher
Ehen.74 In Offenburg heirateten dabei in allen Fällen ausländische Männer
einheimische Frauen. Auch dies ist kein singuläres Phänomen. Vergleiche
mit der Fachliteratur zur Migration von „Welschen", das heißt Personen
aus dem westlichen romanischen Sprachraum, zeigen ebenfalls, dass die
Auswanderung in deutsche Städte in erster Linie eine Sache der Männer
war. Frauen wanderten in der Regel allenfalls als Ehefrauen oder Töchter
zu.75

6. Schluss

Wenn die Zahl der in Offenburg niedergelassenen Italiener auch klein war
und die Quellen nur Ausschnitte ihres Lebens beleuchten, zeigen sich doch
die unterschiedlichsten Facetten des Daseins italienischer Einwanderer. Es
wird deutlich, dass die Offenburger Italiener als Kaufleute, Kaminfeger
und Zinngießer in typischen Gewerbezweigen tätig waren. Im Handel beschränkten
sie sich nicht auf „italienische" Waren, sondern sie hatten die
unterschiedlichsten Produkte im Angebot. Einige Zuwanderer folgten, indem
sie in einheimische Familien einheirateten, bekannten Heiratsmustern
und integrierten sich offenbar weitgehend in der neuen Heimat. Andere
lebten nur zeitweise in Offenburg und ließen Frau und Kinder in Italien zurück
. Beinahe alle erwarben Haus- und Grundbesitz in der Stadt. Dies kann
als Hinweis darauf gewertet werden, dass sie Offenburg nicht als „Durchgangsstation
" betrachteten, sondern sich tatsächlich für längere Zeit
niederlassen wollten.76 Insgesamt wird deutlich, dass es zwar Vorbehalte
gegenüber Zuwanderern gab und das Zusammenleben nicht immer reibungslos
verlief, dass auf der anderen Seite aber Integration möglich war
und stattgefunden hat. Von Bedeutung war dabei die gemeinsame Religion
bzw. Konfession von Italienern und Einheimischen. Wenn Peter Maria Ma-
don in seinem Testament festhält, dass er „seine arme sündige Seel, nach-
deme Sie von seinem leib abscheiden würt, in die grundt güthige händt


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