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150 Jahre Friedenskirche Kehl
Hartmut Stüwe
Die heutige evangelische Friedenskirche in Kehl ist ursprünglich als Simultankirche
für die evangelische und die katholische Kirchengemeinde
gebaut worden. 1847 fand die Grundsteinlegung statt, 1851 konnte der erste
Gottesdienst in dem neu erbauten Gotteshaus gehalten werden. Im Juli
2001 wurde sein 150-jähriges Jubiläum gefeiert.
Die Geschichte dieser Kirche beginnt allerdings schon vor mehr als 200
Jahren und steht in engem Zusammenhang mit der Kehler Stadtgeschichte
und der Geschichte Badens. Das entscheidende Ereignis, das den Bau der
Simultankirche notwendig machte, war die Beschießung der Kehler Zitadelle
durch französische Artillerie im September 1793, bei der auch die
Kirchen der Katholiken und Protestanten zerstört wurden.
Inzwischen, seit 1914, hat die katholische Kirchengemeinde ein eigenes
Gotteshaus, die Kirche St. Johannes Nepomuk, und die ehemalige Simultankirche
im Zentrum der Stadt, die heutige Friedenskirche, befindet sich
im Besitz der evangelischen Gemeinde. Wie kam es nun zu der Einrichtung
des Simultaneums in Kehl und welches waren die Gründe für seine
Auflösung? Vor welchem geschichtlichen Hintergrund spielte sich diese
Phase der Kehler Stadt- und Kirchengeschichte ab?
Die Kehler Kirchengemeinden in den Kriegsjahren 1793 bis 1815
Die dreitägige Beschießung Kehls durch französische Artillerie im September
1793 fällt in die Periode der so genannten Koalitionskriege und der
Ära Napoleon. Dieser Zeitraum zwischen 1793 und 1815, in dem die
Großmächte um die Vorherrschaft in Europa kämpften, wurde zu einem
der größten Einschnitte in der Geschichte Badens - mit glücklichem Ausgang
- und auf lokaler Ebene für die Geschichte Kehls - mit bösem Ende.
Aus der kleinen Markgrafschaft wurde das Großherzogtum Baden, aus
Kehl ein Trümmerfeld.
Die Markgrafschaft Baden war Bestandteil des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation mit dem österreichischen Kaiser Leopold an der
Spitze. Baden einschließlich Kehl gehörte zu Beginn der Koalitionskriege
noch zu den Gegnern Frankreichs, bis die Markgrafschaft sich 1796 entschied
, mit Frankreich zusammenzugehen. Eingeleitet wurde die Schreckenszeit
der Kriege für die Kehler Bevölkerung mit einem dreitägigen
Bombardement durch französische Artillerie im September 1793, das der
Zitadelle galt. Dabei wurde der größte Teil der Zitadelle und mit ihr die
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