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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 176
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Hartmut Stiiwe

gebliche Lärmbelästigung in der späteren Kirche durch die stark frequentierte
Hauptstraße.51

Das Hauptargument der Anhänger für den Standort auf dem Marktplatz
war die zentrale Lage, die freie, ihrer Bestimmung würdige Stellung mit
Sichtbarkeit von allen Seiten und weniger Feuersgefahr. Ihr Haupteinwand
gegen den Platz zwischen den Schulhäusern war die zwangsläufige Enge
und der Übelstand der Kuh-, Schweine-, Gänse-, Hühner- und Entenställe
hinter den Schulhäusern.52

Ob die Behauptung des Katholischen Stiftungsvorstandes, die Stimmen
für den Platz zwischen den Schulhäusern sind geworben und gründen sich
rein auf Privatinteressen einiger weniger Personen, zutraf, lässt sich nicht
mehr klären. Das Bezirksamt berichtete, daß hauptsächlich die Wirte,
Kaufleute, überhaupt Gewerbshalter ihr Wort für und gegen geltend zu machen
suchen. Für den Marktplatz als Standort der Kirche sprachen sich diejenigen
Wirte aus, die weiter entfernt in der Hauptstraße zum Rhein hin
wohnten und von dem Jahrmarkt, der direkt vor ihren Türen stattfand, am
meisten profitierten. Sie glauben, daß dieser Verlegung des Marktes ein für
allemal ein Riegel vorgeschoben sei, wenn die Kirche auf dem Marktplatz
stünde. Gegen eine Kirche auf dem Marktplatz sprachen sich die Wirte und
Kaufleute aus, die direkte Anlieger waren, wie die Gaststätte und Brauerei
„Zum Falken", das Wirtshaus „Zur Blume" und einige Kaufleute. Von dem
Markt in unmittelbarer Nähe versprachen sie sich mehr Profit als von der
Kirche.53

Die badische Regierung setzte sich über die von den Lokalstellen vorgebrachten
Bedenklichkeiten gegen den Standort der Kirche auf dem Marktplatz
hinweg und verfügte im April 1845, daß die neue Simultankirche auf
dem Marktplatz in der Art und Weise zu erbauen sei, daß sie mit dem hinteren
Teil des Chors in die Flucht der Marktstraße (heute Schulstraße) tritt.
Der den Bau ausführenden Hof-Domänenkammer wurde aufgetragen, daß
die Kirche in einem Stile erbaut werde, der nicht nur solid und einfach,
sondern auch des schönen Platzes würdig ist.54

Zeitgleich mit den Auseinandersetzungen um den Standort der Kirche
wurde in Kehl der so genannte Bahnhofsstreit ausgetragen, der nach Meinung
eines Zeitzeugen seit 1842 in der Stadt für eine beispiellose Parteispaltung
gesorgt habe. Bei dem Streit ging es um den Standort des Kehler
Bahnhofs am Endpunkt der für 1844 geplanten Eisenbahnlinie Appen-
weier-Kehl. Einer der insgesamt vier Vorschläge bevorzugte den Standort
des Bahnhofs hinter den beiden Schulhäusern, also den Platz, der auch als
Bauplatz für die Simultankirche diskutiert wurde. Eventuelle Zusammenhänge
zwischen beiden Streitfragen, genauere Informationen über die jeweiligen
Interessenvertreter und ihre Zuordnung zu den politischen Parteien
lassen sich auf Grund der unzureichenden Quellenlage leider nicht
herstellen.55


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