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150 Jahre Friedenskirche Kehl
185
men zu dürfen. Der Evangelische Oberkirchenrat stellte nun dem Katholischen
Oberkirchenrat bei Aufrechterhaltung der erzbischöflichen Weigerung
und dessen neuerlichen Forderung den Vollzug des Vertrages von
1837 - in dem nur ein gemeinschaftlicher Altar vorgesehen war - in Aussicht
sowie seine Bereitschaft, die Einweihung der neuen Kirche für die
evangelische Gemeinde anzuordnen. Die Regierung des Mittel-Rheinkreises
versuchte zu vermitteln und ersuchte den Katholischen Oberkirchenrat
um Auskunft, was der Eröffnung der Kehler Simultankirche im Wege stehe,
damit womöglich der große Überstand vermieden werde, daß die Notkirche
wegen ihrer Gefährlichkeit polizeilich geschlossen werden muß, bevor
die neue Kirche zum Gebrauch eröffnet ist.68.
Der dermaßen bedrängte Kirchenoberrat der Katholiken, der die Annahme
des Vertrages vom 26. Februar empfohlen hatte, ersuchte das Erzbischöfliche
Ordinariat jetzt um die Entscheidung, ob es bei diesem Verlauf
der Verhandlungen dem Vertrag nun ebenfalls zustimmt, wodurch für die
Katholiken - so gut es die Verhältnisse noch gestatten - ein eigener Altar
erreicht wird, oder ob diese Zustimmung nicht erteilt werden will. In der
Hoffnung auf bessere Zeiten erteilte das Ordinariat die Zustimmung: Für
jetzt bleibt nur übrig, in Gottes Namen den niedern und beengten - aber
doch eigenen - Hochaltar herstellen zu lassen. Wir hoffen zu Gott, daß
doch noch eine Zeit der Billigkeit, aber Gerechtigkeit kommen werde, in
welcher dieser Mißstand wieder verbessert werden kann.69
Getrennte Einweihungsfeiern 1851 und 1855
Inzwischen hatte der katholische Stiftungsvorstand von Kehl, der nicht hinter
den Protestanten zurückstehen wollte, das Gesuch eingereicht, die Kirche
ohne Einweihung in Gebrauch nehmen und den Gottesdienst auf einem
Seitenaltar abhalten zu dürfen. Das Ordinariat hatte die Erlaubnis erteilt
. Als Richtlinie für die weiteren Verhandlungen fasste es jedoch den
Beschluss, dass die katholische Einweihung erst dann stattfinden könne,
wenn auch das Haupterfordernis zum katholischen Kult, der Hochaltar,
ganz fertiggestellt sein wird. Da noch andere Forderungen der katholischen
Kirchengemeinde nach Requisiten - beispielsweise Kruzifixe, Lichtstöcke,
Pulte, ein Weihwasserstein und Altarbilder - offenstanden und gegen den
Widerstand des Bauherrn, der Hof-Domänenkammer, durchgesetzt werden
mussten, dauerte die Fertigstellung der Inneneinrichtung, bis sie den Bedürfnissen
des katholischen Kults entsprach, noch bis zum 22. November
1855, dem Tag der katholischen Einweihung der Simultankirche. Nach der
Erlaubnis durch das Erzbischöfliche Ordinariat wurde die neue Simultankirche
am Sonntag, den 27. Juli 1851 von der katholischen Kirchengemeinde
Kehl mit einem Gottesdienst an einem Seitenaltar in Gebrauch genommen
.70 Zur Vervollständigung der Inneneinrichtung erhielt der Katho-
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