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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 189
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150 Jahre Friedenskirche Kehl

189

Im Februar 1845 informierte Winter das Dekanat Offenburg über das
fanatische Treiben der sogenannten Blauen in Kehl. Die „Blauen" waren
die Anhänger der Deutschkatholiken um den Kaplan Johannes Ronge und
Czerski. Diese 1844 in der Katholischen Kirche entstandene Reformbewegung
, die unter anderem die päpstliche Vormachtstellung und die Heiligenverehrung
verwarf, hatte auch Kehl erreicht. Den als streng katholisch und
päpstlich gesinnt geltenden Winter und Augustin Hornung, katholischer
Hauptlehrer, wurden die Ronge- und Czerskischen Schriften auf die Post in
Kehl gelegt, auch schon an die Kirchentür gepappt und noch mehrere auf
dem Maskenball ausgeteilt!11

Als Winter im März 1844 seine bisherige Wohnung durch den Vermieter
aufgekündigt wurde, hatte er Schwierigkeiten, für den bisher bezahlten
Mietpreis von 88 fl. eine anständige Wohnung zu finden. Schon 1836 hatte
er vergeblich versucht, beim Innenministerium eine Anhebung seines
Wohngeldes von 88 fl., die er zusätzlich zu seinem Jahresgehalt von 1.260
fl. und 52 kr. erhielt, auf 200 fl. zu erreichen. Sein Jahresgehalt bestand
wie üblich neben einem geringen Festgehalt (in seinem Fall 227 fl.) aus
Naturalien und verschiedenen Nebeneinkünften wie aus Weitervermietung
beispielsweise von Gartenanteilen. Seine Bitte, ihm eine Wohnung zu suchen
- es sei gegen seine Amtsstellung, sich nun selbst eine Wohnung suchen
zu müssen - blieb erfolglos. Dafür wurde sein Wohngeld auf 138 fl.
erhöht. Als Winter im Februar 1845 erneut über den kläglichen Zustand
der Pfarrwohnung berichtete und das Erzbischöfliche Ordinariat beim
Innenministerium intervenierte, daß 138 Gulden unzureichend seien für eine
anständige Wohnung und 200 Gulden empfohlen hatte, wurde noch einmal
auf 142 fl. erhöht.78

Winter schrieb seine Gesuche, als 1845/46 die Lebensmittelpreise auf
Grund schlechter Ernten hochschnellten. Für ein Malter Weizen (112,5 kg)
wurden in Kehl 42 fl. bezahlt, während es sonst durchschnittlich für 11-12
fl. verkauft worden war. Für ein Laib Schwarzbrot zu 6 Pfd. wurden 52 kr.
bezahlt, sonst durchschnittlich 15-18 kr. Ein Simri (11,25 kg) Kartoffeln
kostete 50-54 kr., sonst 12-15 kr. 1847 folgte ein ungewöhnlich fruchtbares
Jahr, so dass alle Landesprodukte wieder zu günstigeren Preisen zu haben
waren. Der Preis von 1 Malter Weizen sank auf 15 fl., der Laib
Schwarzbrot zu 6 Pfd. kostete 20 kr., ein Simri Kartoffeln 18 kr.79

Winters Nachfolger, Pfarrer Franz Xaver Hauschel, machte schon kurz
nach Amtsantritt im Januar 1851 sein weiteres Verbleiben in Kehl von einer
Vergütung der Miete abhängig. Er fühlte sich benachteiligt, weil ihm
die Zahlung der Miete von 230 fl. aus der ohnehin nicht sicheren Pfarrbesoldung
zugemutet werde. Sein Jahresgehalt betrug 1.200 fl. und setzte
sich wie das von Winter aus teilweise unsicheren Nebeneinnahmen zusammen
. Es sei schimpfreich für den katholischen Pfarrer gegenüber dem protestantischen
Pfarrer, der eine eigene Wohnung habe, ohne Wohnung zu


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