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Claudia Elbert
der Hauptachse innerhalb der Stadt eine großzügige Bepflanzung mit doppelten
Baumreihen vorgesehen. Ein geplantes Wacht- und Hauptzoll-Haus"
bilden das Tor nach Nordwesten.
In dem nur von Weinbrenner am 7. November 1813 unterzeichneten
Gutachten ist zu lesen: „ Was den Bauplan und die Gröse des neuen Ortes
Kehl betrifft, so haben wir die Gröse zu einem etwas beträchtlichen Landstädtchen
, das 6-8000 Einwohner fassen kann, angenommen, und in dem
Plan die erforderliche Markt-, Kirchen- und andere Plätze, so viel es der
kleine Maaßstab erlaubte, mit den Umgebungen angezeigt, damit jede Ver-
gröserung des Ortes planmäsig geschehen kann. Bey der Ausführung des
Plans wäre jedoch darauf zu sehen, daß die Gewerbs- und Handelsleute so
viel wie möglich in der Mitte des Ortes, und die, welche sich mit dem Feldbau
und Flötzen abgeben, aber an die äußerste Grenzen mit Aufbauung
ihrer Gebäude angewiesen werden; damit durch eine solche Fürsorge ein
anständiges Ganzes entstehe, und der Landmann nicht durch die Wohnung
des reichern Gewerbsmannes, oder umgekehret der Reiche durch den
Armen mit seinem Gebäude nicht genirt wird."39 Um den tief liegenden
neuen Ort sowie das Hinterland vor Hochwasser zu schützen, sieht Weinbrenner
Dämme vor, die die Stadtanlage umgeben und sich in der geplanten
Chaussee fortsetzen.
Tullas Gegengutachten
Ingenieur Tulla lieferte vier Tage später ein eigenes Gutachten, in welchem
er Weinbrenners Vorschläge kritisiert, da dieser sich anscheinend in Straßen
- und wasserbautechnischer Hinsicht über die Vorschläge des Ingenieurs
hinweggesetzt hatte.40 Mit der Vereinigung von Stadt und Dorf ist er
vor allem aus verkehrstechnischen Gründen nicht einverstanden. Das Dorf
solle entweder in Sundheim, Neumühl oder beiden aufgehen; für die Lage
der Stadt aber zeichnet er in Weinbrenners Projekt zwei ins Auge springende
Varianten, ein gelbes und ein violettes Rechteck, in denen die Kreuzungspunkte
der wichtigsten geplanten Hauptstraßen zu liegen kommen
sollten. Tulla schreibt dann versöhnlich, dass er die Vorzüge der Zusammenlegung
von Stadt und Dorf anerkenne, um dann jedoch in fünf
Punkten die Nachteile des Projekts aufzulisten:
„1.) Liegt vielleicht der untere Theil der Stadt und mithin auch das projec-
tirte Zollhaus und Wachthaus der Festung Kehl zu nahe.
2. ) Die von der neuen Stadt Kehl nach dem Puncte A der Festung projec-
tirte gerade Straße wird von Frankreich nicht zugegeben werden;...
3. ) Die vom Oberbau Director Weinbrenner projectirte Rectification der
Kinzig wird von französischer Seite zum theil gar nicht, anderntheils
nur in einer andern Form zugegeben .... Die Rectification welche von
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