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Friedrich Weinbrenners Wiederaufbauplanungen für Kehl 1801, 1813 und 1815/16
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Aus dem „Verzeichnis der Baulustigen und deren Hausplätze in der neuen
aufzubauenden Stadt Kehl", 40 an der Zahl, geht hervor, wer sich anzusiedeln
gedachte. Länge der Gebäude und Tiefe der Plätze an der Hauptstraße
sind angegeben, woraus sich die Grundstücksgrößen ermitteln lassen
. Die größte Gebäudelänge von 120 Fuß beanspruchte Kommmandant
Clossmann bei einer Grundstückstiefe von etwa 230 Fuß; das kleinste
Grundstück ist das eines Tagelöhners von 32 Fuß Gebäudelänge bei halber
Grundstückstiefe von etwa 115 Fuß. In dieser Hauptverkehrszone lassen
sich in der Mehrzahl Kaufleute und Wirte nieder, aber wie auch in den
Nebengassen Handwerker, wie Nagelschmiede, Schlosser, Schuhmacher
und Schneider. Zwei Apotheker sind ebenfalls vertreten.
Ende März wandte sich Frinz an die von Weinbrennner, Fischer, From-
mel und Arnold geleitete Karlsruher Baukommission zur Lösung von Problemen
grundsätzlicher Art. Wie war zu verfahren, wenn schon zum Aufschlagen
fertige Häuser auf alten Grundmauern in die neue Straßenflucht
der Haupt- und Marktstraße hineinragten? Wie war über den Bau von
Brandgiebeln zu entscheiden, wenn neue Häuser neben alten errichtet werden
sollten, wie über nach dem neuen Nivellement zu tief liegende alte
Häuser, wie über zu niedrige Stockwerkshöhe unter 10 Fuß im Lichten bei
alten an der Hauptstraße liegenden Gebäuden? Frinz erhielt klare Anweisungen
der Baubehörde: Die Straßenbreite von 40 Fuß für die Nebengasse
war unbedingt einzuhalten; Häuser die bereits vor dem Inkrafttreten der
Baugesetze vorgefertigt waren, erhielten eine Ausnahmeregelung, während
bei Neubauten die Bestimmungen absolut einzuhalten waren.57 Eine Anfrage
an die Baukommission vom 19. Juli 1816 betraf auch das Haus des
oben erwähnten Kommandanten Clos(s)mann, der darum bat, sein bis auf
das Dach vollendete Haus mit einem Walmdach und eine unüberbaute Einfahrt
aufführen zu dürfen „und Mos mit einem anständig decorirten Thor
zu versehen, wodurch sein Haus wieder mit dem in diesem Quadrat gebaut
werdenden Gebäuden in Verbindung gesezt wird. "58 Ein heute nicht mehr
vorhandener Plan, vermutlich von Frinz, war zur Erläuterung beigelegt. In
dem von Weinbrenner, Fischer und Arnold unterzeichneten Antwortschreiben
wird dem Vorhaben zugestimmt, da es den für Kehl aufgestellten Baugesetzen
nicht widerspräche, sofern er mit seinem Nachbarn einen Brandgiebel
errichtete. Die genaue Lage des Hauses geht aus einem von Frinz
gezeichneten Lageplan hervor (Abb. 12).59 Es steht heute noch an der
Hauptstraße: das so genannte „Weinbrenner-Haus" (Abb. 16).
Von Frinz „Copirt und aufgenommen im Jahr 1816" ist der bekannte
Kehler Stadtplan mit genauen Eintragungen der vorhandenen und zukünftigen
Anlagen: „... die dunkel angelegte Stellen sind die vergebene, und die
blaßroth angelegte die noch zu vergebende Bauplätze und die ganz dunkel
angelegte Stellen sind noch stehende Gebäude ..." (Abb. 11)60 Die Straßen
sind, wie die „Instruction" vorschreibt, mit Namen versehen; parallel zur
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