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Friedrich Weinbrenners Wiederaufbauplanungen für Kehl 1801, 1813 und 1815/16
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Hauptstraße heißen sie nun Kinzig-, Markt- und Rheinstraße. Mit Bleistift
ist die ehemalige Festung einskizziert, sowie der alte gekrümmte Verlauf
des Kommandantengrabens neben dem neuen begradigten. Dazwischen ist
bereits die Lage der zukünftigen Kaserne am mit Baumalleen bestandenen
Post- und Kommandantenplatz zu erkennen. Das heute verschwundene
Gasthaus Rehfus bildet im Südosten den optischen Abschluss der Hauptstraße
, am entgegengesetzten Ende das Rheintor mit Wacht- und Zollhaus,
wofür Frinz einen Entwurf anfertigen sollte.61 Bereits im Juni konnte er
der Baukommission melden, dass er die Pläne samt Kostenvoranschlägen
eingereicht habe, der Platz innerhalb des Rheintors zwischen den Gartenplätzen
mit Platanen bepflanzt worden sei und der Kommandantengraben
zwischen Dorf und Stadt Kehl im Spätjahr begradigt werde. Im Wesentlichen
ist dieser Stadtgrundriss auch heute noch ablesbar ...
Weinbrenners Entwurf zum Rheintor 1816
Der Entwurf von Frinz „zu dem Kehler Rheinthor mit Zoll- und Wacht-
haus" wurde vom zuständigen Kinzigkreisdirektorium in Offenburg der
Karlsruher Baukommission vorgelegt. Dem Gutachten „... daß nach un-
serm Dafürhalten, das Zoll und Wachth. nach dem Frinzschen Plan etwa
wohlfeiler, zweckmäßiger und anständiger zu erbauen seyn möchte, ..."
fügte die Baukommission einen eigenen von Weinbrenner signierten Entwurf
hinzu (Abb. 13).62 Es ist dies eines der wenigen Bauprojekte, das
Haus für den Kommandanten Ciosmann gehört dazu, bei dem eine direkte
Beteiligung Weinbrenners als oberste Instanz in baukünstlerischen Fragen
bei einem Kehler Bauvorhaben nachgewiesen werden kann.
Die Zeichnung zum Baukommissionsbericht vom 11. Juni 1816 zeigt
zwei schlichte, sich gegenüberstehende, eingeschossige Gebäude, das linke
für das Zollbüro, Brückenwaage und Wohnung des Zollbeamten, das rechte
als Kasernengebäude für die geforderten 60 Mann ausgelegt. Deutlich
ist im Querschnitt, auch an den geringen Wandstärken, zu erkennen, dass
die im Grundriss etwa 40 x 60 Fuß (12 x 18 m) messenden Häuser in verputztem
Holzfachwerk errichtet werden sollten. Die farblich angelegte Kopie
der Zeichnung zeigt grau-gelben Putz mit rot-braunen Ziegeldächern,
was den Vorstellungen des obersten Architekten entsprach. Die an den
Hauptfassaden und den Ecken verwendeten Pilaster sollen wohl ein steinernes
Gebäude andeuten. Am 8. September 1816 lag ein zweiter überarbeiteter
Entwurf mit einem Kostenvoranschlag von Frinz vor, in dem er
Weinbrenners symmetrische Hauptfassade aufnahm.
Überlegungen, ein unabhängiges Kasernengebäude für 100-150 Mann
in Verbindung mit einer Wohnung für den Kommandanten zu errichten,
wurden schon im Dezember 1815 von Tulla und dem Kriegsministerium
angestellt.63 Aber erst im Frühjahr 1817 wurden neue Pläne für ein
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