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Ulrich Coenen
pflichtete sich, in Bühl mindestens 500000 Reichsmark zu investieren,
innerhalb von zwei Jahren mit dem Bau zu beginnen, diesen innerhalb von
fünf Jahren zu vollenden und bei der Auftrags vergäbe Bühler Firmen zu
bevorzugen. Außerdem wurde gefordert, dass die Zugehörigkeit des Offiziersgenesungsheims
zu Bühl in seinem Namen zum Ausdruck kommen
muss.8 Die beiden Chefärzte des gleichzeitig erbauten Sanatoriums,
Dr. Karl von Schiefer und Dr. Johannes Wiswe, schlugen dem Bühler Gemeinderat
nach vorheriger Rücksprache mit Bürgermeister Dr. Bender am
4. Oktober 1912 vor, das Anwesen Bühlerhöhe zu nennen. Das Gremium
stimmte zu.9 Über das Sanatorium wird noch zu sprechen sein.
Am 19. August 1911 teilte Herta Isenbart der Stadtverwaltung mit, dass
Kaiser Wilhelm DL den Bau des Offiziersgenesungsheims genehmigt habe
.10 Am 11. März 1912 stimmte der Gemeinderat dem Projekt zu, am 17.
September 1912 erteilte das Großherzogliche Bezirksamt Bühl die Baugenehmigung
."
Der Architekt Wilhelm Kreis
Wilhelm Kreis gehört zu den bedeutendsten deutschen Architekten in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Schaffen reicht von der Kaiserzeit
über die Weimarer Republik und das so genannte „Dritte Reich" bis in die
Gründungsjahre der Bundesrepublik. Kreis war in allen vier politischen
Systemen beruflich erfolgreich und so spiegeln sich in seinem Werk wie
bei keinem anderen Architekten Höhen und Tiefen aus Abschnitten deutscher
Kunst und Geschichte. Im Zusammenhang mit dieser Untersuchung
ist lediglich das Wirken Kreis' in wilhelminischer Zeit, also bis zum Ende
des Ersten Weltkriegs 1918, von Bedeutung, jener Zeit also, in der Bühlerhöhe
entstand. Der weitere Lebenslauf des Architekten soll der Vollständigkeit
halber nur kurz skizziert werden.
Wilhelm Kreis wurde am 17. März 1873 in Eltville im Rheingau als
sechstes von neun Kindern geboren.12 Der Vater war Landvermesser, die
Vorfahren Winzer. Der Junge wurde streng katholisch erzogen. Nach dem
Besuch des Realgymnasiums in Wiesbaden studierte er von 1892 bis 1897
an den Technischen Hochschulen in München, Karlsruhe, Berlin-Charlottenburg
und Braunschweig Architektur. Als 23-jähriger Student siegte er
1896 vor der gesamten deutschen Architektenprominenz beim Wettbewerb
um das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, den Auftrag zur Ausführung erhielt
aber Bruno Schmitz.13 Anschließend wurde Kreis Mitarbeiter von
Hugo Licht beim Wettbewerb für das neue Rathaus in Leipzig. Nach dem
Staatsexamen 1897 in Braunschwe ig war er ab 1898 Assistent von Paul
Wallot an der Kunstakademie in Dresden und unterstützte ihn beim Bau
des Ständehauses in Dresden, dessen Sitzungssaal er entwarf. 1899 gewann
er beim Wettbewerb für die Bismarcktürme, den die Deutsche Studenten-
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