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Bühlerhöhe und Stupinigi
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umfassende Aufarbeitung dieser Zeit liegt bislang nicht vor. Nach Kriegsende
zog Kreis 1949 nach Bad Honnef, erhielt trotz seines fortgeschrittenen
Alters weitere Aufträge und starb anerkannt und hochgeehrt am 13.
August 1955.18
Zur Baugeschichte des Offiziersgenesungsheims Bühlerhöhe
Der Architekt Curt Rüschhoff, der seit 1910 als Mitarbeiter von Wilhelm
Kreis in dessen Düsseldorfer Architekturatelier tätig war und im Herbst
1912 die örtliche Bauleitung des Offiziersgenesungsheims Bühlerhöhe
übernahm, beschreibt die Baugeschichte des Hauses in seinen 1964 erschienenen
Erinnerungen.19 Nach seinen Informationen entschied sich
Herta Isenbart nach der Lektüre der Monatszeitschrift „Moderne Bauformen
" (Jahrgang 1910), die im Verlag Julius Hoffmann in Stuttgart erschien
, Wilhelm Kreis mit dem Entwurf des Offiziersgenesungsheims zu
beauftragen.20 Rüschhoff traf die Generalswitwe erstmals im Rahmen einer
Vorbesprechung mit seinem Chef in dessen Düsseldorfer Wohnung im
Frühjahr 1911. Kreis erhielt den Auftrag, ein Offiziersgenesungsheim für
zwölf Gäste zu planen, das neben Gesellschafts-, Schlaf- und Wohnräumen
auch Personalwohnungen sowie ärztliche Behandlungsräume aufnehmen
sollte. Das Gebäude sollte inmitten eines Parks mit Pavillons liegen und für
die Versorgung mit Elektrizität ein eigenes Maschinenhaus für Dieselmotoren
erhalten. Nach der Besichtigung des Geländes durch Kreis entstanden
zwei Entwürfe.21 Der erste stellte eine fast rechteckige, einen Innenhof
umschließende Schlossanlage dar, an deren Südseite der Architekt einen
Turm vorsah. Der zweite Entwurf, den nicht nur Herta Isenbart, sondern
auch Rüschhoff favorisierte und der schließlich zur Ausführung kam, sah
einen zentralen Rundturm mit zwei Schlossflügeln vor, an dessen Ostseite
ein großer Ehrenhof anschloss. Der bautechnische Referent des Großherzoglichen
Innenministeriums in Karlsruhe wunderte sich in seiner Stellungnahme
am 13. Juni 1912 über das aufwendige Projekt: „Auf den ersten
Blick will es eigentümlich erscheinen, dass zur Unterkunft von etwa 12
Genesung Suchenden ... eine Anlage in diesem Umfang und mit einem solchen
Aufwand, ich schätze diesen auf über 1 Million, erstellt werden soll
und zwar an einem landschaftlich bevorzugten Teile der Badener Berge."22
Ende des Jahres 1911 stellte Herta Isenbart - trotz der ausdrücklichen
Warnung Kreis' - den Architekten Nellissen als örtlichen Bauleiter für
Bühlerhöhe ein. In einem Brief vom 25. August 1952 an den damaligen
Chefarzt des Kurhauses Bühlerhöhe, Dr. Gerhard Stroomann, berichtet
Kreis über den schlechten Leumund Nellissens. „Ich hatte sehr üble Nachrichten
durch Erkundigungen bei Behörden gegen diesen Nellissen vorzubringen
, aber Frau Isenbart wollte dies damals von diesem Mann nicht
glauben und beachtete nicht meine Befürchtungen für sie und die Bauauf-
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