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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 283
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Ökumene in Achern

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sich zu eigen machte, muss ohne Antwort bleiben. Die irokeltischen
Christen sahen in Christus die „innere geistige Sonne" der Erde und wollten
mit ihren Kreuzen zum Ausdruck bringen, „wie die Wesenskraft
Christi als geistige Sonnenmitte im Erdenkreis der Schöpfung erstrahlt
".45

Karl Spitzer betonte den Unterschied (wie er ihn erkannte) zwischen
römisch-katholischer und irisch-schottischer (und protestantischer) Weise
christlichen Glaubens. Er legte seine Anschauung in einer „Festschrift"46 zur
Grundsteinlegung der evangelischen Christuskirche dar. Bonifatius47 sei für
den Glaubensgehorsam, dagegen seien die Iren für die Glaubensfreiheit eingetreten
.48 Spitzer erinnerte an das um 720 gegründete irische Kloster
Hönau49 und den zweifelsohne von dort ausgehenden Einfluss auf weite
Teile der Ortenau.50 Er hätte auch das Acherner Klauskirchl erwähnen können
, dessen Frühzeit sich im Dunkel der Geschichte verliert.51 Der dem (jetzigen
) Schiff52 angebaute runde Turm kann durchaus als Rest einer ehemals
irischen Anlage gedeutet werden.53 Ein Kenner und Deuter irisch-christlicher
Geschichte nannte die Rundtürme „typisch irisch" und sagte - in Unkenntnis
des Acherner Turms - sie hätten „in Europa nicht ihresgleichen".54

Spitzer schloss seine an manchen Stellen polemische Schrift mit versöhnlichen
Worten: „Achern hat im Gegensatz zu manch anderen Orten
seit langem den Vorzug, dass die Glieder beider Kirchen bemüht sind, das
religiöse Bekenntnis nicht als trennende Mauer anzusehen. Als Christen
und als Deutsche betonen die Bewohner unserer Stadt das, was uns eint,
und lassen das, was uns trennt, zurücktreten." Der katholische Stadtpfarrer
Chrysostomus Huck aber, ausgewiesener Historiker, sagte in einer „kritischen
Würdigung", Inhalt und Grundrichtung von Spitzers „Werkchen"
seien „geradezu ein Hohn auf diese Versicherung". Huck schloss mit den
Worten: „Ich weiß mich frei von jeder konfessionellen Voreingenommenheit
, was keiner meiner Bekannten in Zweifel zieht. Ich bin tolerant aus
christlicher Liebe und aus Bildung; aber ich bin auch Hüter meiner Herde
."55 Der Einweihung der Christuskirche im Jahr 1909 blieb er fern, sandte
aber doch einen schriftlichen Gruß.

Nach den Erschütterungen des „Kulturkampfes" lebten beide Konfessionen
noch lange Zeit nebeneinander her. Der erste Weltkrieg riss das
deutsche Reich in den Abgrund. Der „Kulturprotestantismus" wurde an
seinem Überlegenheitsgefühl irre. Nach der Abdankung des Großherzogs
auch als Landesbischof war die evangelische Landeskirche ohne Oberhaupt
- wiewohl nicht ohne das Haupt Jesus Christus. Karl Spitzer überdachte
seine bisherige Überzeugung. „Bei uns streitet man sich in den Zeitungen
, ob ein vom Großherzog ernannter Pfarrer noch das Recht habe,
weiter zu amtieren, und macht damit die Landeskirche lächerlich. Auf katholischer
Seite erklärt man einfach, dass die Revolution in das innerkirchliche
Leben nicht eingreife und dass alles beim alten bleibe, dass deshalb


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